Kraton ist die Bezeichnung des vier Quadratkilometer umfassenden Areals des Sultanspalasts. Er kann nur teilweise besichtigt werden, da der Sultan einen Großteil der Anlage auch heute noch mit 150 weiteren Familienmitgliedern bewohnt. Sultan Hamengku Buwono X regiert seit März 1989 das Sultanat als Gouverneur der Region Yogyakarta.
Die für die Öffentlichkeit zugänglichen Bereiche empfinden wir als ziemlich unspektakulär. Wirklich sehenswert ist allenfalls die kunstvoll ausgeschmückte Decke des Pavillons des Pagelaran. Das Gebäude wird für offizielle Anlässe wie die Krönungs- und Beschneidungszeremonien genutzt. Dem Zustand nach zu urteilen, scheint dies aber schon viele Jahre her zu sein. In einem der umliegenden Gebäude sind zeremonielle Kleidungsstücke ausgestellt, in einem anderen, ansonsten leeren Gebäude hängen alte Kopien mit Portraits der Herrscher seit dem dritten Sultan von Ngayogyakarta Hainingrat an den Wänden, sowie Fotografien der Kutschen aus dem Fuhrpark. Die echten Karossen befinden sich in einem kleinen Museum rechts außerhalb der Palastmauern in Richtung Süden.
Dort befindet sich auch das Restaurant Gadri, das mit dem Wohnhaus des Prinzen Joyokusumos verbunden ist. Die Privaträume des jüngsten Bruders des Sultans sind seit etwa 10 Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie enthalten unter anderem das historische Schlafzimmer des Vorgängers des jetzigen Sultans.
In der Küche des Wohnbereichs der Familie treffen wir Ajeng Hanie, die gerade Chicken Wings für ihren neuen Lieferservice zubereitet und uns gleich ein paar davon zum Probieren anbietet. Schnell kommen wir mit der begeisterten Hobbyköchin ins Gespräch. Eine gute Gelegenheit, einige Zutaten in Erfahrung zu bringen, mit denen die köstlich gewürzten traditionellen Eistees (Stup Jambu, Bir Jawa, Royal Secang) zubereitet werden, denken wir. Ajeng verweist uns an ihre Mutter mit dem Hinweis, diese habe ein beliebtes, derzeit leider vergriffenes Kochbuch geschrieben.
BRAy Hj Jojokusumo ist die Frau des jüngsten Bruder des Sultans. Damit nicht genug. Die beiden Frauen laden uns für den Abend zu einer kleinen kulinarischen Tour durch Yogya ein. Die Mutter erzählt uns, ihre zweite Tochter studiere derzeit in Köln. Im Sommer wollen sie dort besuchen. Und sollten wir noch einmal nach Yogya kommen, könnten wir auch im B&B der Familie ein Zimmer buchen.
Den verbleibenden Nachmittag über erkunden wir noch ein wenig die nähere Umgebung südwestlich des Kraton. Nach einem Abstecher zum Taman Sari, den Ruinen des von den damaligen Kolonialherren errichteten Waterkasteel, kommen wir an den Werkstätten einiger Puppenmacher vorbei.
Die zweidimensionalen Wayang-Figuren für die Schattenspiele werden traditionell aus Büffelhaut gefertigt, in die filigrane Strukturen und Ornamente gestanzt werden. Anschließend werden sie bunt bemalt und die beweglichen Elemente montiert.
Eine weitere Form des Puppentheaters ist das Spiel mit den dreidimensionalen Stabpuppen (wayang golek). Diese bunt bemalten und mit Stoffkostümen gekleideten Holzpuppen werden hier ebenfalls gefertigt. Wie schon mehrmals zuvor werden wir vor dem Kauf von Souvenirs auf der „berühmten“ Jalan Malioboro gewarnt. Dort gäbe es meist Billigware aus chinesischer Produktion zu überhöhten Preisen.
Natürlich lassen die geschäftstüchtigen Handwerker mit sich handeln. Nach Gewährung eines speziellen „Neujahr-Rabatts“ und dem üblichen Hin- und Her werden wir uns einig und bekommen unsere Erinnerungstücke zum halben ursprünglich geforderten Preis.
Unser Streifzug endet schließlich am Null Kilometer von Yogyarkata unweit der Vredeburg, einer Befestigungsanlage aus der holländischen Kolonialzeit. In den Baracken befinden sich rund 50 Dioramen, die die Geschichte vom Kampf um die Unabhängigkeit erzählen. Gegenüber der Festung befindet sich an der Jalan Malioboro der 0 Kilometer, eine ursprünglich für die Längenbestimmung aller Entfernungen Indonesiens genutzte Markierung. Es ist Samstagabend und bereits jetzt füllt sich der breite Gehweg mit Jugendlichen, die sich hier zum gemeinschaftlichen Abhängen, Sehen und Gesehenwerden treffen. Auch für Verpflegung ist gesorgt: auf kleinen Grills werden Saté und andere Snacks zubereitet.
Unterkunft:
The Phoenix Hotel
Jl. Jenderal Sudirman No.9, Tugu Jogja, Yogyakarta, Indonesien 55233
B&B (Alternativquartier):
De Gadri Mansion
Dsn. Tundan Taman Tirto RT. 04 Kasihan Bantul Yogyakarta
Restaurant:
Gadri Resto
Jl. Rotowijayan No.5, Yogyakarta