Aufstehn um 5.45 Uhr und gleich hoch zum Golden Rock. Der Platz leert sich bereits ein wenig. Viele, die hier übernachtet haben, opfern jetzt bei Sonnenaufgang ein Tablett mit Früchten, Wasser und anderen Nahrungsmitteln – wichtig ist nur, dass es neun verschiedene sind. Und natürlich werden wieder jede Menge Räucherstäbchen abgebrannt. Wir haben Kyaw versprochen, das wir für ihn stellvertretend Blattgold am Golden Rock opfern und kaufen für je 6.000 Kyat vier Briefchen für ihn und uns.
Während Claus über die Holzbrücke die an einer Seite ungesicherte Plattform erreicht und das Blattgold an den Fels klebt, bleibt Cosy auf der anderen Seite und dokumentiert das Geschehen.
Zurück im Kyaikhto Hotel warten eine heiße Dusche und ein reichhaltiges Frühstück mit Toast, Spiegelei und Kaffee. Und dann heißt es wieder zurück zur Basisstation – natürlich wieder zu Fuß, Träger sind was für Weicheier und japanische Touristen. Für den Abstieg kaufen wir uns zwei Bambusstecken. Das hilft, die Knie zu entlasten. Nach 45 Minuten ist die zweite Basisstation erreicht und wir erkämpfen uns einen Platz auf den schmalen Pritschen der Allradtrucks. Unter dem ständigen Zischen der Bremsentlüftungen geht es zügig bergab, so dass wir nach nochmal 45 Minuten im unteren Basislager ankommen – etwas früher als geplant.
Kyaw ist 20 Minuten später am Treffpunkt und wir machen uns auf den Weg nach Toungoo, der heutigen Zwischenstation auf der Fahrt nach Mandalay. Nach einem kurzen Stopp und dem Genuss einer köstlichen, süßen Pomelo halten wir an einer der zahlreichen Kautschuk-Plantagen am Wegesrand kurz vor der Grenze des Mon-Staates. Die Bäume werden 35 Jahre alt bevor sie gefällt werden, der Saft kann ab dem siebten Jahr abgezapft werden. Die Schalen mit der zähen, weißen Flüssigkeit werden in den Morgenstunden geleert und in einem Container mit Wasser und Schwefelsäure vermischt. Am nächsten Tag wird der etwa 10 cm dicke Bodensatz durch Walzen gepresst, um einen Großteil der Flüssigkeit herauszupressen. Die nun etwa 5 mm dicken Lappen werden anschließend zum Trocknen aufgehängt. Dabei verfärben sie sich vom ursprünglichen milchigen Weiß in wenigen Tagen zu einem teilweise transparenten Braunschwarz. Je durchsichtiger sie sind und je geringer die Zahl der Einschlüsse, desto höher ist die Qualität des jetzt verkaufsfähigen Kautschuks.
Nach einem weiteren kurzen Zwischenstopp an einem Handelsposten für Trockenfisch erreichen wir schließlich die Autobahn Yangon – Mandalay. Die genügt im Prinzip westlichen Standards, das Tempolimit liegt bei 100 km/h. Eine Autobahnraststätte entpuppt sich als Full-Service-Station. Neben einem halben Dutzend Restaurants – eins ist noch im Bau – gibt es auch zwei Werkstätten, die um Kundschaft buhlen. Und das Beste: eines der Restaurants hat sich auf Sushi und westlich Kaffeevariationen spezialisiert. Beim Trinken eines doppelten Espressos bzw. eines Milchkaffees müssen wir an Thomas aus der Schweiz denken, der sich in Mrauk U nach einem richtigen Kaffee anstelle der klebrig süßen Instantbrühe sehnte.
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Taungoo und checken im Myanmar Beauty Guesthouse 2-4 ein, Teak-Häuser im Kolonialstill, die sich am Ortsrand inmitten von Reisfeldern befindet. Auch wenn es schon etwas in die Jahre gekommen ist, lohnt sich eine Übernachtung hier. Die großzügig mit zahlreichen Antiquitäten ausgestatteten Zimmer wecken Erinnerungen an Zeiten, als Rudyard Kipling und Summerset Maugham ihre Asienreisen beschrieben. Natürlich gibt es hier aufgrund der Lage jede Menge Mücken, aber mit einem Moskitonetz ist das kein Problem. Nach einem leckeren chinesischen Essen im Mother’s House Restaurant des gleichnamigen „Hotels“ fallen wir müde und glücklich ins Bett …
Übernachtung:
Myanmar Beauty Guest House II, III & IV
Pauk Hla Gyi St, Taungoo