Borobudur

id-sw_2015-01-08-DSC_0077Der Flug von Bali nach Java mit Air Asia verläuft aus unserer Sicht wie gewohnt ganz normal und völlig entspannt. Unsere indonesische Nachbarin scheint da jedoch andere Befürchtungen zu pflegen. Sie krallt sich förmlich in den Arm der deutschen Sitznachbarin und ist blass um die Nase. In jeder Kurve, wenn der Flieger sich zur Seite neigt, und beim Abstieg durch die Wolken, entweicht ihr ein heftiges Stöhnen. Nach einer Flugzeit von 1 Stunde und 10 Minuten landen wir kurz nach acht (1 Stunde Zeitverschiebung) sicher und ohne Zwischenfälle in Yogyakarta. Am Flughafen warten schon die Taxigeier auf die Frischfleischlieferung. Bei uns haben sie keine Chance. Zielstrebig schultern wir unsere Rucksäcke und marschieren zum Bus- und Bahnterminal direkt vor dem Airport.id-sw_2015-01-08-DSC_0086Kaum haben wir unser Ticket für je 5 Euro gekauft, werden wir auch schon in den Kleinbus verladen und starten nach Borobudur – rund 20 km nordwestlich von Yogyakarta. Freundlicherweise lässt uns der Fahrer direkt am Eingang zum Tempel aussteigen. Vor dem Besuch dieses größten buddhistischen Heiligtums wollen wir uns aber erst noch ein Zimmer suchen. Da trifft es sich gut, dass wenige Meter weiter die Einfahrt zum Manohara Hotel liegt. Sie ist zwar mit „Center for Borobudur Study“ beschriftet, führt aber direkt zum Hotel, das sich direkt auf dem Gelände der Tempelanlage befindet. Von hier aus kann man sich auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten (6 – 17 Uhr) in dem eingezäunten Tempelpark bewegen. Es ist Nebensaison und Zimmer sind genügend frei.

Nach einer kleinen Ruhepause machen wir uns um 12 Uhr auf den Weg zum Tempelkomplex. Bevor es die Stufen hinauf geht, muss jeder Besucher standesgemäß eingekleidet werden und erhält einen kostenlosen Leih-Sarong. Auch Schirme gegen die sengende Sonne werden bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Sie gehören neben einem Freigetränk auch zum Rundum-Sorglos-Paket, dass mit dem nicht gerade billigen Eintrittsticket bezahlt wird.

id-sw_2015-01-08-DSC_0035Die Stupa der riesigen Pyramide hat eine untere Seitenlänge von 117 Metern und wurde  zwischen 750 und 850 n. Chr. aus ca. 2 Millionen Steinquadern erbaut. Über die Jahrhunderte verfiel das Monument allmählich, bis es im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurde. Es dauerte noch bis ins späte 20. Jahrhundert, bis aufwändige Restaurierungsmaßnahmen umgesetzt wurden. Mit Unterstützung der UNESCO wurde die Anlage zwischen 1973 und 1983 Stein für Stein abgetragen, nummeriert und nach Einfügen von Drainagen erdbebensicher wieder zusammengefügt.

id-sw_2015-01-08-DSC_0007Die Pyramide spiegelt das buddhistische Weltbild, das das Universum in drei Welten unterteilt: „Kamadhatu“, die „unterste“ Welt, ist die Welt der Menschen, die „Sinnenwelt“. Diese Ebene befindet sich versteckt unter dem Mauerwerk des Borobudur und wurde erst 1885 von Jan Wilhelm Ijzerman entdeckt und freigelegt. Ein kleines Eckstück mit erstaunlich gut erhaltenen Reliefs befindet sich links von der Haupteingangstreppe an der nächsten Ecke. Weitere Reliefs können in einem Museum auf dem Gelände besichtigt werden.

id-sw_2015-01-08-DSC_0042Die nächsten vier Ebenen der Pyramide symbolisieren die Übergangswelt „Rupadhatu“, in der die Menschen von ihrer körperlichen Form und weltlichen Angelegenheiten erlöst werden.  Die zum Teil in zwei Reihen übereinander links und rechts der umlaufenden Galerie angeordneten 1.300 Reliefs und 1.212 weiteren Steinmetzarbeiten sowie 328 Buddhas illustrieren den Weg der Loslösung vom weltlichen Sein und zeigen Szenen aus dem Leben in der „Feinkörperlichen Welt“.

id-sw_2015-01-08-DSC_0069Über diesen Ebenen liegen drei weitere, in deren Mitte eine mächtige Stupa in den Himmel ragt. Diese Terrassen mit 72 Buddha-Statuen in kleinen Stupas symbolisieren „Arupyadhatu“, die Welt der Götter. Dies ist die Welt der Perfektion und der Erleuchtung, die „Unkörperliche Welt“. Wir erreichen den „Gipfel“ nach fast drei Stunden, nachdem wir die einzelnen Ebenen im Uhrzeigersinn umrundet und uns genügend Zeit zum Betrachten der Reliefs gelassen haben.

id-sw_2015-01-08-DSC_0039Um diese Zeit waren noch wenige Touristen unterwegs. Das ändert sich am späteren Nachmittag schlagartig. Jetzt stürmen Schulklassen und große Reisegruppen die Treppen hinauf. Jeder will einen Platz möglichst weit oben ergattern, wenn sich der Sonnenuntergang nähert. Darauf können wir verzichten. Uns haben die Details des Tempels mehr interessiert. Jetzt sind wir ausreichend müde und heilfroh, ein Zimmer für die Nacht unmittelbar in der Nähe zu haben.

Unterkunft:
Manohara Hotel
Jl. Badrawati – Borobudur, Borobudur, Magelang, Indonesia 56553

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