Morgens um 9 Uhr ist der Busbahnhof von Poso wie ausgestorben. Genaue Abfahrtzeiten hatten wir am Abend zuvor in unserem Nachtquartier nicht in Erfahrung bringen können. Nur die vage Information, dass am Vormittag Busse auf dem Weg in den Süden beim Terminal außerhalb der Stadt Station machen. Also hatten wir die Rucksäcke geschultert und waren das kurze Stück zum Marktplatz von Poso gelaufen, um dort ein Taxi zum Busbahnhof zu nehmen. Sehr zum Leidwesen der Taxler hatte uns aber Privatmann mit seinem Minivan mitgenommen, der auf halber Strecke zum Markt anhielt und seine Hilfe anbot. Auf der kurzen Fahrt durften wir eine spezielle Karaoke-Form genießen. Die Ehefrau des Fahrers schmetterte inbrünstig Kirchenlieder; der Text wurde auf einem DVD-Screen im Armaturenbrett eingeblendet, umrahmt von lieblich-süßen Jesusbildchen und Chorsängerinnen. Ein Vorgeschmack auf eine der Eigenarten der Tana Toraja: man sagt, die Toraja wären einst wegen der Kirchenmusik zum christlichen Glauben konvertiert. Sie lieben Chorgesang…
Und nun stehen wir in der Morgenhitze auf diesem leeren, überdimensionierten Platz und sind zunächst ratlos. Die öffentlichen Busse haben wir wohl verpasst. Nach Aussage eines Ticketverkäufers in einem der wenigen geöffneten Läden am Terminal sind sie vor einer Stunde auf dem Weg von Palu nach Rantepao hier durchgekommen. Die 18stündige Fahrt im Bus ist heute also keine Option mehr. Am frühen Abend ginge noch ein Nachtbus. Also den ganzen Tag in diesem nur für die Durchreise interessanten Ort verbringen? Lieber nicht. Natürlich gäbe es da noch eine Alternative. Der clevere Geschäftsmann bietet uns eine Fahrt im Minivan an. Für zwei Personen zu einem Preis, den wir aber nicht akzeptieren wollen. Günstiger würde es, wenn wir warten, bis noch 5 weitere Mitfahrer gefunden werden. Das kann dauern. Unmöglich, angesichts des menschenleeren Busbahnhofs.
Nach über einer Stunde vergeblichen Wartens treffen drei überfüllte Kleinbusse an, die angeblich in die Gegenrichtung nach Palu unterwegs sind. Das behauptet zumindest der Ticketverkäufer. Als wir uns direkt bei den Bussen erkundigen wollen, wird er plötzlich sehr flexibel und bietet uns überraschend einen „Sonderpreis“ mit einem Minivan für die 9stündige Fahrt nach Palopo an. Die Richtung stimmt und die verbleibende 2stündige Fahrt von dort nach Rantepao sollte dann kein Problem mehr sein.
Also Einverstanden. Mit einem weiteren plötzlich aufgetauchten Fahrgast geht es dann um 11 Uhr endlich los in Richtung Tana Toraja. Beim Mittagsstopp gegen 14 Uhr in Pendolo unterhalb des Lake Poso ändern sich die Reisepläne noch einmal. Unser Fahrer hat einen Kollegen gefunden, der uns für einen kleinen Aufpreis direkt von hier nach Rantepao bringt. Perfekt. Alles läuft in unserem Sinn.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit bekommt unser Fahrer einen Anruf auf seinem Handy. Eine wichtige Besorgung ist fällig: auf dem Weg gibt es offensichtlich ganz besondere Duriams. Dieses auch als Stinkfrucht bekannte Obst wird auf den nächsten Straßenkilometern von diversen Händlern ausschließlich im handlich geknüpften Dreierpack angeboten. Überredungsversuche, wir sollten doch auch eine der Delikatessen kaufen, scheitern. Den Einkauf verhindern kann das aber nicht. Nach mehreren Anläufen kommen Fahrer und Beifahrer freudestrahlend mit zwei 3er-Packs zum Wagen zurück. Zum Glück ist es noch immer brütendheiß und die offenen Fenster verwehen de eigenwilligen Duft der Duriam. Das ändert sich später leider sehr schnell, als es draußen auf der letzten Bergstrecke zwischen Palop und Rantepao zu regnen beginnt und es wie im Hochland üblich merklich abkühlt.
Gegen 21.30 Uhr erreichen wir schließlich das touristische Zentrum der Tana Toraja. Erste Versuche für ein Nachtquartier bei den Hotels am Ort schlagen fehl. Auf den Togians konnten wir mangels Telefonverbindung vorab keine Reservierung für die „heißen“ Tage zwischen Weihnachten und Neujahr machen. Am Busbahnhof von Poso hatten wir aber die Wartezeit genutzt und für die nächsten drei Tage ein Zimmer in Pia’s & Poppies reserviert. Nur für heute Nacht war nichts mehr möglich.
Vor dem Luta Resort in der Stadtmitte von Rantepao kommen wir mit einem Einheimischen ins Gespräch. Yatim Sucipto entpuppt sich als Reiseführer und bietet uns seine Hilfe an. Ein preiswertes Nachtlager für diese eine Nacht ist schnell gefunden: 6 Euro für ein DZ mit einfachem Mandi ohne Dusche aber mit komfortabler Matratze. Nach dem Einchecken treffen wir uns mit Yatim in einem Restaurant in der Nähe und planen die nächsten drei Tage mit ihm als Guide und seinem Fahrer.
Unterkunft:
Indo Grace (Agnes)
Il. A. Mappanyuki No. 72, Rantepao
Email: mel_agnesia@yahoo.com