Unser Guide für heute heißt Lay Shu, was soviel heißt wie „Kühler Schatten“. Also genau das, was wir in den Höhlen erwarten, da wir bei Außentemperaturen von über 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit keine Lust auf die ebenfalls mögliche Besteigung des einen oder anderen Felsens haben. Auf der Fahrt zu den Höhlen-Heiligtümern in der Umgebung Hpa Ans berichtet uns der 46jährige stolz, dass er zur Volksgruppe der Karen gehört und Leiter einer 30köpfigen Truppe ist, die noch die traditionellen Volkstänze pflegen. Die nächste Vorführung sei für morgen geplant. Zu spät für uns, den morgen geht es in Richtung thailändische Grenze. Dafür wird die heutige Tagestour aber zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Mit einem Tuktuk werden wir zuerst zu Kaw Goon Höhle gebracht. Sie enthält zahlreiche Buddha-Statuen und Votivtafeln. Die Felswände sind übersät mit tausenden kleiner Buddha-Figuren und wecken Erinnerungen an die Thanboddhay Pagode unweit von Monywa. Nur sind sie hier um ein vielfaches älter. Sie stammen zum Teil aus dem 7. Jahrhundert, sind also bereits vor der Blütezeit Bagans gestaltet worden.
Im Inneren des Heiligtums treffen wir eine Gruppe buddhistischer Nonnen. Fotografieren erlaubt, aber in beide Richtungen. Die Mädchen lassen uns erst wieder gehen, nachdem sich jede von ihnen mit uns hat fotografieren lassen.
Nächste Station ist die Ya The Byan Höhle. Sie liegt westlich des Flusses Than Lwin. Einige Buddha-Statuen stammen aus dem 13. Jahrhundert. Hier treffen wir die buddhistischen Nonnen wieder, die offensichtlich ebenfalls eine Rundtour zu den zahlreichen Höhlenheiligtümern machen.
Gegen den Felsen des Kyauk Ka Lat Heiligtums ist der berühmte „James-Bond-Felsen“ in Thailand ein stabiler Felsbrocken. Auf dem spitzen Nadelfelsen thront ein goldener Stupa. Über eine Treppe gelangt man auf halbe Höhe des Kalksteinbrockens. Beim Anblick der waagrechten Schichtung des Gesteins stellt sich unwillkürlich die Frage, wie lange es noch dauert, bis die Spitze abrutscht und in die Tiefe donnert.
Weiter geht es über eine holprige Schotterpiste zum Lumbini Garten. Das von einer Straße durchquerte Feld mit wohl tausend Buddha-Statuten erinnert an die weit größere Anlage in der Umgebung von Monywa, die wir vor zwei Jahren besuchten.
Der größte von uns heute besuchte Höhlenkomplex ist die Saddan Höhle. Zwischen zwei steinernen Elefanten führt eine Treppe zum Eingang. Im vorderen Bereich befindet sich ein großer liegender Buddha. Während Cosy sich wieder auf den Rückweg macht, folge ich unserem Guide ins Innere des Felsen. Links vom Buddha führt ein Pfad über ausgewaschene Stufen in das Innere der Tropfsteinhöhle. Zum Glück habe ich meine Stirnlampe dabei. Mehrmals geht es treppauf und treppab, begleitet vom Zwitschergeräusch der Fledermäuse.
Endlich ist der Höhlenausgang an der Rückseite des Felsens erreicht. Vor uns liegt ein kleiner See, auf dem mehrere Einbäume auf Passagiere warten. Das ist nur in der Trockenzeit von Mitte November bis März möglich. In der Regenzeit ist der Wasserstand zu hoch, denn am Ende der Wasserfläche führt ein etwa ein Meter hoher Durchbruch unter dem Felsen hindurch.
Was mache ich hier eigentlich? Okay, der Rückweg ist auch nicht viel besser mit seinen glitschigen Stufen. Also mutig voran. Vorsichtig balanciere ich in das schmale Boot und setze mich in Zeitlupe auf den Boden. Nur nicht wackeln. Ich sitze bereits wie eine Statue im Boot, als Lay Shu fragt, ob ich schwimmen könne. Na klar, entgegne ich. Nur meine Kamera nicht. Also bitte keine schnellen Manöver. Ich bin definitiv nicht zum Baden hierher gekommen. Vor dem Felsdurchbruch lehne ich mich nach hinten. Die Decke kommt bedrohlich nahe. Völlig unbeeindruckt gehen zwei Fischer unter dem Felsen ihrer Profession nach und ziehen unter den bewundernden Kommentaren meines Guides einige Prachtexemplare aus dem dunklen Wasser.
Schließlich erreichen wir wieder freies Gelände. Der unterirdische See mündet in einen schmalen Kanal, der durch Reisfelder entlang der Rückseite des Felsens führt. Zumindest die Hälfte des Weges. Dann heißt es Aussteigen und den Rest zu Fuß zurückzulegen. Die Überquerung einer Monkey-Bridge darf natürlich nicht fehlen. Nach der Einbaum-Tour zuvor ist der Balanceakt über den Bambusstamm ein Kinderspiel. Und hinter der nächsten Biegung wartet bereits das Tuktuk mit Cosy und unserem Fahrer.
Die Kawt (Ko) Ka Taung Höhle befindet sich östlich des Berges Zwegabin in der Nähe des Dorfes Eindu. Vor dem Eingang erwartet uns eine endlos lange Reihe steinerner Mönchs-Statuen. Die Höhle selbst ist fast vollständig gefliest und mit unzähligen Buddha-Statuen bestückt. Durch einen niedrigen, schmalen Gang im hinteren Bereich krabbeln wir in das Allerheiligste der Höhle. Hinter einem verschlossenen Gitter werden unter anderem eine Haar und eine Knochenreliquie Buddhas aufbewahrt.
Mit dieser abschließenden Krabbeltour endet unser Tagestrip in die Umgebung Hpa Ans. Morgen wartet das nächste Abenteuer auf uns. Wir werden mit einem Sammeltaxi zur thailändischen Grenze bei Mae Sot fahren. Der Übergang ist seit einem halben Jahr für die Ausreise von Touristen geöffnet. Zuvor gab es maximal Tagesvisa für einen Besuch von der thailändischen Seite aus…
Unterkunft:
Hotel Angels Land
4/600 , Pha Dauk St , 4 Qt, Hpa An, Hpa An, Myanmar