In der Provinz Tra Vinh im südwestlichen Delta unterhalb des Mekongs gibt es rund 140 Khmer Tempel, 40 vietnamesische und 5 chinesische sowie 14 christliche Kirchen und 7 Moscheen. Khánh, unser Fahrer entpuppt sich einmal mehr als fähiger Fremdenführer, auch wenn sein Englisch manchmal erst mithilfe von Google Translate für uns zu verstehen ist. Morgens um halb acht beginnt unsere Tour de Force zu unzähligen buddhistischen Klosteranlagen, von denen manche erst kürzlich renoviert, andere teils noch im Bau befindlich sind.
Wir beginnen circa 6 Kilometer südlich von Tra Vinh und besuchen die Hang-Pagode von Chau Thanh, die einen guten Einblick in das Leben der Mönche vermittelt. Ein Teil der Anlage ist noch im Bau. Die Mönche selbst legen Hand an, der Bauleiter betont, er arbeite ohne Bezahlung für ein gutes Karma. Damit keinen der Hitzschlag trifft, spenden die orangenen Prozessionsschirme den nötigen Schatten auf der Baustelle. Die beiden Stachelschweine in einem Käfig hinten bei den Mönchsklausen können froh sein, dass ihr Käfig unter den Bäumen steht.
Unsere Route führt jetzt auf Nebenstraßen durch endlose Reisfelder, bis im Dorf Long Hiep plötzlich ein hohes Gebäude am Straßenrand unsere Aufmerksamkeit erregt. Diese Art Hochhaus mit den seitlichen „Schießscharten“ kennen wir doch von unserer Reise durch Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos. Richtig, kaum ist das Seitenfenster für ein schnelles Foto heruntergefahren, hört man schon lautes Schwalben-Gezwitscher. Die Methode zur Schwalbenzucht und bequemen Ernte der vor allem in China hochbegehrten und teuer bezahlten „Schwalbennester“, hat jetzt auch in Südvietnam eine profitable Heimat gefunden. Das beweisen die zahreichen oft erst kürzlich erbauten Zuchtbunker in dieser Gegend.
Nächster Halt ist der Chùa Ba Cụm, ein buddhistischer Khmer-Tempel bei Ngọc Biện. Bereits beim Vorbeifahren an der Grenzmauer war mir ein Gebäude mit einem hohen Schlot aufgefallen. Die Suche abseits der renovierten sakralen Gebäude lohnt doppelt. Im hinteren Teil der Anlage versteckt sich nicht nur der Verbrennungsofen für die Toten, sondern auch die einfachen, aus Schilfmatten gebauten Mönchsklausen. Hier besteht offensichtlich noch Baubedarf.
Ganz anders beim nächsten Tempel, den wir besuchen. Die Stifter der Geldmittel für die umfangreichen Renovierungsarbeiten der Large Giong Chua bei Đại An werden mit einem überdimensionalen Foto am Portal der Pagode gewürdigt. Dunkel bleibt es nur im Inneren des nur von zwei großen Kerzen beleuchteten Sakralraums. Einen Einblick in die finsteren Seiten der buddhistischen Glaubenswelt geben die Bildtafeln am unteren Rand, die die Qualen ihrer Hölle illustrieren und an Gemälde von Hieronymus Bosch erinnern.
Als wir am späten Vormittag den großen liegenden Buddha des Vam Rai Tempels (Ấp Vàm Ray) im Trà Cú Distrikt erreichen, rufen gerade die großen Trommeln die Mönche zum Essen. Viele der Figuren und Ornamente in dieser Anlage erinnern frappant an Angkor Wat.
Aber nicht nur Tempel säumen unseren Weg. Auch lokales Leben und Handwerk lässt sich gut im Vorbeifahren beobachten und lohnt auch gelegentliche Stopps.
Im Dorf Hàm Tân haben uns die roten, zum Trocknen am Straßenrand ausgelegten Grasfasern neugierig gemacht. Mit ihnen werden Bastmatten geflochten. Das demonstriert uns eine Weberin, die wir um eine Erklärung bitten. Auch hier leistet die Übersetzungs-App von Google wieder einmal gute Dienste.
Die Landstraße führt uns jetzt an Kokos-Hainen und Zuckerrohrplantagen entlang des Hau-Flusses und über die Brücke eines Nebenarms bis zur Fähre von Bến phà Đại, die die Provinzen von Tra Vinh und Soc Trang miteinander verbindet, Nacheinander mit zwei Fähren überqueren wir den Cổ Chiên River (vietnamesisch Sông Cổ Chiên).
Die Bordverpflegung übernimmt eine Händlerin, die leckere Samosas verkauft, gefüllt mit Wurst, gekochtem Ei und Gemüse.
Vorletzte Station ist die Sa Som Rong Pagode in der Provinz Soc Trang. Hier lohnt allein schon die gigantische Statue eines liegenden Buddhas den Besuch.
Das sehen einige vietnamesische Jugendliche auch so, die wie schon andernorts beobachtet, in klassischen Kostümen an den Sohlen des Buddha für ihren persönlichen Neujahrskalender posieren.
Zum Abschluss kämpft sich unser Fahrer durch die engen Gassen von Tra Vinh zum Chùa La Hán. Die von Buddha-Statuen und zahlreichen Fabelwesen bevölkerte Anlage wirkt wie ein asiatisches Disneyland. Was für ein Kontrast zu den anderen Plätzen, die wir heute besuchen konnten.
Unterkunft:
Ông 5 Hostel
Số 8 T n Tr o,
Ninh Kieu Quay,
Cần Thơ, Vietnam, 900000
RestaurantTipp:
The Lighthouse
120 Đường Hai Bà Trưng,
Tân An, Ninh Kiều,
Cần Thơ, Vietnam