Buddha lacht

Wir sind ein wenig früher vor der vereinbarten Abholzeit in der Lobby und wollen uns noch schnell das übliche Frühstücks-Baguette holen. Überpünktlich wartet der Fahrer von Kims Travel schon vor dem Hotel. Khánh steht schon in der Lobby. Vor uns liegen rund 130 Kilometer bis Tra Vinh, dem ersten Etappenziel unserer dreitätigen Exkursion ins Delta. Für die Fahrt zur Vinh Trang Pagode auf halber Strecke braucht es im morgendlichen Verkehr dann aber doch noch rund anderthalb Stunden.

Mit dem Bau der relativ neuen Tempelanlage wurde 1849 begonnen. Sie hat sich nicht zuletzt aufgrund von drei überdimensionalen Buddha-Statuen auf dem Gelände zu einem Touristenmagnet entwickelt: Ein stehender, ein liegender und vor allem der 24 Meter hohe sitzende lachende Buddha überragen alles. Wir haben Glück, sind früh genug da und können vor der Ankunft der ersten Touristenbusse in Ruhe durchs Gelände stromern.  

Von der im offensichtlich asiatisch-westlich inspirierten Zuckerbäckerstil verzierten Fassade der Pagode sollte man sich nicht abschrecken lassen. In den Holzschnitzereien in der Haupthalle verbergen sich fantastische Fabelwesen. Und auch in der durch einen Innenhof mit ihr verbundenen Ahnenhalle warten zahlreiche geschnitzte und teils vollständig vergoldete Inkarnationen des Buddha darauf, entdeckt zu werden.

Keine fünf Kilometer entfernt Kontrastprogramm. Das Ấp Bắc Memorial erinnert an eine strategisch wichtige Schlacht des Vietnam-Kriegs vom2. Januar 1963. Neben dem Denkmal zeugen ein abgeschossener Bell UH-1 Iroquois, auch Huey genannt, das Wrack eines gepanzerten Mannschaftstransporters M113 sowie eine 105mm Haubitze vom Erfolg eines Bataillons der Nationalen Volksbefreiungsfront (Vietcong) gegen zahlenmäßig weit überlegene Truppen der Armee der Republik Vietnam (ARVN).

Ein kleines Freilichtmuseum mit Tunneleingängen, Resten von Befestigungsanlagen und Hütten mit nachgestellten Alltagsszenen, beispielsweise einer einfachen Feldküche, befindet sich ebenfalls auf dem Gelände.

Weiter geht die Fahrt, vorbei an Reisfeldern, Bananen-, Jackfruit- und Durian-Plantagen.

Einen Stopp bei einem der zahlreichen Händler der letztgenannten stachelbewährten Köstlichkeit mit dem gelben Fruchtfleisch lassen wir diesmal aus. Bei den Wurstverkäufern am Ortsrand von Cai lậy bitte ich unseren Fahrer dann aber doch um einen kurzen Halt. Die luftgetrocknete lokale Spezialität sieht ein wenig nach Salami aus, schmeckt allerdings süßlicher.

Zwanzig Minuten später erreichen wir Cai Be, wo wir vor zwölf Jahren früh morgens den Schwimmenden Markt besucht haben. Den gibt es heutzutage nicht mehr, er wurde zu Beginn der Corona-Pandemie geschlossen und seither nicht wieder belebt. Als Ersatz für die Händler dient jetzt eine Markthalle am Flussufer. Die Gänge zwischen den Ständen sind etwas breiter als in vielen anderen von uns besuchten Märkten. Da muss man sich nicht wundern, wenn viele Kunden einfach mit dem Moped von einem zum anderen fahren und den auf ein Motiv fixierten deutschen Touristen hupend aus dem Weg scheuchen.

Ruhiger und beschaulicher wird es dann auf den letzten beiden Stationen unserer heutigen Tour. Rund um die Stadt Tra Vinh haben die Khmer ihre Spuren hinterlassen. Ihre Nachfahren prägen auch heute noch diese Region. Der buddhistische Koskeoseray-Tempel (vietnamesisch „Chùa“) scheint jüngeren Datums und wurde zuletzt 2010 gründlich renoviert. Hinter den Gebäuden „stolpere“ ich über einige Hanteln. Die jungen Mönche haben ihr Training gerade beendet und machen ein Nickerchen in der Hängematte weiter hinten im Wäldchen.

Wir fahren weiter zu einer weiteren Tempelanlage der in Vietnam lebenden Khmer. Die Ang Pagoda, auch Wat Angkor Raig Borei genannt hatte uns wegen ihres Namens neugierig gemacht. Nein, es handelt sich hier nicht um eine Nachbildung des berühmten kambodschanischen Angkor Wat. Mit dem Bau dieser Anlage wurde erst 1842 begonnen. Erweiterungen sind immer noch in Arbeit, wie eine Baustelle gleich hinter dem Eingang eindrucksvoll beweist.

Das kleine ethnologische Museum wird gerade einer gründlichen Renovierung unterzogen, vermittelt aber einen guten Einblick in die Lebensart dieser Ethnie.

 

Unterkunft:
Tan Hang Hotel
151A Le Loi,
Tra Vinh,
Tra Vinh Province, Vietnam

 

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