Beim Frühstück im Nhà Hàng Asian Kitchen treffen wir André von gestern wieder. Der rüstige Rentner stärkt sich gerade für seine nächste Radtour entlang des Sai Gon River und empfiehlt uns einen Rundgang durch das chinesische Viertel von Ho-Chi-Minh-Stadt. Nicht nur der Markt dort, auch die chinesischen Tempel seien einen Besuch wert.
Da meldet sich die Chefin von Kim Delta Travel, die gestern zwar einen guten Preis für eine Tour mit eigenem Fahrer genannt, diesen aber gleich wieder zurückgezogen hatte. Plötzlich sei doch noch eine Tour möglich. Da passt es, dass wir uns noch vor dem Frühstück die Zeit genommen haben, mithilfe von Google Maps eine kleine Rundtour zu einigen Sehenswürdigkeiten im Delta zusammenzustellen. Wir schicken ihr den entsprechenden Link per WhatsApp und sie kalkuliert erneut: Für zwei Tage sei unser Vorschlag aber etwas zu umfangreich.
Besser wäre es, die anvisierten Ziele auf drei Tage aufzuteilen. Das klingt plausibel, zumal wir vor Ort flexibel bleiben wollen.
Damit ist für die nächsten Tage alles klar. Wir gehen noch schnell bei der Agentur vorbei, um die entsprechende Vereinbarung zu unterschreiben und gleich zu bezahlen, dann geht’s auch schon weiter auf Entdeckungstour ins Chinesenviertel. Dort angekommen, brauchen wir erst einmal was zu trinken. Der Smog der Stadt und der Staub in den Straßen machen durstig. Gegenüber vom Café beobachte ich einen Fotographen, der mit einem großem Objektiv bewaffnet vom Balkon aus runter in die Straße fotografiert und lautstark Anweisungen gibt. Neugierig greife ich ebenfalls meine Kamera, linse ums Eck und suche nach dem Objekt des Shootings. Richtig, da posen gerade zwei Jugendliche im festlichen Outfit vor einer eigentlich recht unspektakulären Straßenkulisse.
Ich nutze eine kurze Pause der Session und unterhalte mich mit dem Assistenten des Schützen, der das Setting für die nächste Phase vorbreitet. Der 20-jährige Minh ist selbst Fotograf und arbeitet außerdem als Programmierer. Schnell entwickelt sich ein Gespräch über die Zukunftsaussichten unserer Berufe. Ja, er nutze durchaus Chat-GBT und andere K.I.-Tools für seine Arbeit als Coder. Aber die nur mit den Werkzeugen künstlicher Intelligenz erstellten Fotos, die lehnt er vehement ab. Denen fehlt „Leben“. Als ich ihm von der Gefährdung meines Berufes als Sprecher erzähle, sind wir uns einig. Wirkliche Kreativität muss auch in Zukunft menschengemacht bleiben.
Die Parole aus Matthias Horx K.I.-Manifest gilt auch und gerade im Land der Nachfahren von Ho-Chi-Minh. Mit dem Kampfruf „Kreative aller Länder! Vereinigt Euch!“ auf den Lippen setzt Minh den Jungen im Harry-Potter-Kostüm auf ein rotes Moped, damit er für die nächste Szene seine Angebetete abholen und mit ihr davonbrausen kann.
Außerdem erfahre ich von ihm, was der Anlass zu den zahlreichen Foto-Shooting ist, denen wir seit Tagen überall in Vietnam begegnen. Grund für die festlich in klassischem Ao Dai oder westlichen Anzügen Gekleideten ist das vietnamesische Neujahrsfest „Tết Nguyên Đán“. Das findet 2025 zwar erst vom 25. Januar bis zum 2. Februar statt, will aber entsprechend vorbereitet sein. Und dazu gehört bei den vietnamesischen Kids ein Kalender mit Fotos von sich und ihren Freunden in unterschiedlichen Kostümen…
Wir besuchen in den nächsten zwei Stunden unter anderem zwei Tempel im Chinesenviertel Cho Lon.
Die Thien-Hau-Pagode (vietnamesisch Chùa Bà Thiên Hậu) wurde um 1760 von Chinesen erbaut, die seinerzeit aus dem südchinesischen Guangdong eingewandert waren. Der Thien-Hau-Tempel ist der chinesischen Göttin Mazu geweiht. Diese soll während eines Taifuns mit ihren wundersamen Kräften ihre Familienmitglieder aus Seenot gerettet haben und wird von Überseechinesen und chinesischen Seeleuten sehr verehrt. In der Haupthalle, die an einen Innenhof grenzt, befinden sich drei Statuen dieser Göttin.
Der chinesischen Göttin Guanyin ist die benachbarte Quan-Am-Pagode mit unzähligen weiteren Inkarnationen des Buddha gewidmet. Dieser buddhistische Tempel im chinesischen Stil in der Lao Tu-Straße wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Bodhisattva Guanyin wird von Buddhisten insbesondere in China hoch verehrt. Der Bodhisattva wird manchmal als männliche und manchmal als weibliche Person dargestellt. Sie gilt als Symbol für Gnade, Weisheit und Glück und wird auch als Meerespatronin verehrt.
Hierzu passt auch der gegenüber diesem Tempel auf der anderen Straßenseite gelegene kleine Fischteich, in dem einige Kois schwimmen und auf Futter hoffen.
Unterkunft:
Lucky Star Hotel 146 Nguyen Trai
146 Nguyen Trai,
Stadtbezirk 1, Ho-Chi-Minh-Stadt
Essen & Trinken:
Nhà Hàng Asian Kitchen
185/8 Phạm Ngũ Lão,
Phường Phạm Ngũ Lão, Quận 1,
Hồ Chí Minh, Vietnam
Carpaccio
79 Hai Bà Trưng,
Bến Nghé, Quận 1,
Hồ Chí Minh, Vietnam
Touren:
Kim Delta Travel
268 Đ. Đề Thám,
Phường Phạm Ngũ Lão, Quận 1,
Hồ Chí Minh 700000, Vietnam