Die singende Köchin

Die 48jährige Chefin der Gioan Cookery School ist bester Laune. Sie hat uns zur Begrüßung gleich in die Arme geschlossen und konstatiert, wir hätten uns alle doch nur wenig verändert, seit wir vor 12 Jahren zum ersten Mal ihren Kochkurs absolvierten. Damals war sie hochschwanger und unterteilte die Ingredienzen nach ihrer Bestimmung „Ist gut für den Geschmack, ist gut für den Geruch und gut fürs Aussehen.“

Heute müssen beliebte Pop-Songs dran glauben: „Take my Shrimp away“ trällert Vi Na munter eine um die aktuelle Zutat angereicherte Version des Top-Gun-Gassenhauers. Und immer wieder „Mischen! mischen, mischen“, Meeresfrüchte und Fleischstücke müssen gründlich von der Marinade umhüllt werden.

„Knoblauch?“ fragt sie vorsichtig und deutet auf die vorbereiteten Zehen. In den letzten Jahren hat sie ein paar Brocken Deutsch gelernt. Auch das ist neu.

Die vier Gerichte, die heute auf dem Stundenplan stehen, haben wir so gewählt, dass sie die Grundlage für beliebige weitere bilden können. Nach dem Prinzip des Papaya-Salats kann dieser auch mit einer grünen Mango zubereitet werden, bei dem außer frischer Minze noch Ingwer hinzukommt.

Das Schweinefleisch im Tontopf, das Huhn mit Cashewkernen, die Shrimps mit Tamarindensoße, auch hier sind die Hauptzutaten austauschbar.

Und immer wieder „Mischen! mischen, mischen.“ Was in der deutschen Küche Kochlöffel, übernehmen hier extralange Stäbchen. Schalotten und Knoblauch werden zunächst mit der gezackten Seite des Fleischklopfers bearbeitet, bevor sie mit dem breiten Messer in feine Stückchen gehackt und geschnitten werden. Es geht uns um das Erlernen spezifischer Techniken, wenn wir auf unseren Reisen einen Kochkurs buchen.

Zum Essen serviert uns Vi Na „deutsches Bier“. Das Bia Red Ruby ist ein Helles, das in Vietnam mit bayrischem Hopfen gebraut wird . Sie hat es immer für ihre deutschen Gäste vorrätig. Die nächsten Koch-Eleven nach uns sind zufällig zwei Berliner, die vor 14 Jahren ebenfalls schon einmal bei Vi Na etwas gelernt haben.