Im Vergleich zu gestern ist der heutige Sonntagsmarkt keine Offenbarung. Waren es am Samstag in Si Ma Cay vor allem Einheimische, die dort Einkaufen, tummeln sich in Bac Hà vor allem koreanische Touristen und Tagestourler aus Sa Pa zwischen den Ständen.
Und wie Immer versuchen uns Händlerinnen, ihre handbestickten Taschen zu verkaufen. Ist es die Farbkombination? Oder die aufdringliche H Mong-Frau, die uns an den Hacken hängt? Jedenfalls hat sie Erfolg und wir kaufen eine. Vom Erfolg beflügelt, will sie uns gleich auch noch eine zweite und am liebsten noch eine dritte verkaufen. Eins ist sicher: Geschäftstüchtig sind sie hier im Norden auf jeden Fall…
Mitten im Geschiebe entdecken wir das baskische Pärchen von gestern, das wir gestern auf dem Samstags-Markt getroffen hatten. Um dem Gewühl zu entkommen, verabreden wir uns spontan auf einen vietnamesischen Kaffee. Nach einigem Suchen finden wir schließlich ein Lokal, dass den echten Tröpfel-Kaffee im Angebot hat; und nicht den 3-in-1 Instantkaffeemix.
Das hatte ich mir einfacher vorgestellt: Die rotierenden Trommeln vor einigen Lokalen hatte ich irrtümlich für Kaffee-Röster gehalten. Tatsächlich werden in ihnen Maronen geröstet. Die kleinen schwarzen Kügelchen sind keine Kaffeebohnen, sondern dienen der gleichmäßigen Verteilung der Hitze.
Gegen Mittag geht es dann weiter in Richtung Hanoi. Diesmal nimmt unser Fahrer den Weg über eine kurvige Landstraße durch die Berge oberhalb der Autobahn, die er für die Hinfahrt gewählt hatte. Wir wollen schließlich einen Abstecher in das Edelsteingebiet von Yên Bái, und das liegt jetzt quasi auf der Strecke.
Unterwegs passieren wir den Marmorsteinbruch von Yên Luc und halten kurz bei einem der zahlreichen Steinmetze entlang der Strecke. Die Arbeiter machen gerade Pause, aber ihr Chef zeigt mir stolz ihren Arbeitsplatz und die fast fertigen Skulpturen: Happy Buddhas, Lady Buddhas und diverse Fabeltiere.
Eigentlich war ein Besuch der zahlreichen Edelstein-Minen in dieser Gegend geplant. Wir sind „etwas“ überrascht, als uns der Fahrer und sein Chef Bao unisono verkünden: „Da darf man nichts kommen.“
Ob alles zuvor Verabredete schlicht ein Kommunikationsproblem war, ist schwer zu sagen. Womöglich beruhen die Deutschkenntnisse von Tourguide Bao in erster Linie auf den Fähigkeiten von Google Translate, das gelegentlich beim Übersetzen aus dem Vietnamesischen eigenwillige Kapriolen schlägt. Das stellen wir am Abend wiederholt fest, als wir versuchen mit Hilfe dieser K.I. eine Speisekarte zu übersetzen…
Womöglich entschädigt unser heutiges Quartier für das Missverständnis. Es liegt nur wenige Meter vom Edelstein-Markt entfernt, auf dem in Yên Thế täglich am Vormittag ab 8 Uhr morgens die kostbaren Steine vor allem an Händler verkauft werden. Das Hotel ist womöglich die erste Adresse für die Einkäufer, und hat sich auch ein wenig auf die Weiterverarbeitung der Steine eingerichtet. Unten in der Lobby schleift ein Sohn des Hauses einen farblosen Spinell. Eine Tochter bestückt ein Edelstein-Gemälde mit Bruchstücken der Steine, die zuvor gewaschen und auf dem Gehsteig auf Zeitungspapier ausgebreitet zum Trocknen ausgelegt waren. Im Hintergrund klimpert die jüngste Tochter fröhlich „Happy Birthday“ auf einem E-Klavier.
Unterkunft:
Khách Sạn Hồng Ngọc
34 Lý Tự Trọng, TT.
Yên Thế, Lục Yên,
Yên Bái 322600