Nord- und Südvietnam unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der hier lebenden Ethnien, sondern auch kulinarisch. In Sapa hatten wir heute die Gelegenheit, dies ausgiebig zu testen.
Zufällig befindet sich in der Straße hinter unserem heutigen Quartier eines der besten Restaurants des Ortes, wo Chefkoch Tim mit seiner Kochkunst einen zunächst etwas trüben Tag zu einem Highlight veredelte.
Der Tag begann recht unspektakulär mit dem obligatorischen Baguette einer Garküche in der Altstadt von Hanoi. Gegen halb neun wurden wir von unserem Fahrer Dong Tai abgeholt, der uns mit seinem Toyota Fortuner zu den Märkten im Norden bringen wird. Vor zwölf Jahren benötigten wir fast zwölf Stunden für die rund 300 Kilometer von Hanoi bis Sapa, heute sind es eigentlich nur knapp 5 Stunden.
Zunächst geht’s im Morgendunst in Richtung Flughafen und dort auf eine in den letzten Jahren gut ausgebaute neue Schnellstraße. Dire verläuft hinter der Mautstation entlang dem Roten Fluss zweispurig in Richtung chinesischer Grenze. Etwa auf der Hälfte der Strecke ist ein kurzer Tankstopp fällig. Allmählich wird die Landschaft hügliger und die Straße zeitweise einspurig.
Das ändert sich noch ein paarmal, bis wir schließlich bei Lào Cai links abbiegen und es auf einer gut ausgebauten Straße über zahlreiche Serpentinen in die teils wolkenverhangenen Berge geht.
Wenige Kilometer vor Sapa biegen wir noch einmal rechts ab und rumpeln über eine nur zum Teil asphaltierte Straße zu dem kleinen Dorf Ta Phin, das angeblich noch nicht allzu sehr vom Tourismus „verdorben“ sein soll. Die hier lebenden Roten Dao sind aber nicht minder geschäftstüchtig. Kaum sind wir aus dem Toyota ausgestiegen, werden wir von einer Gruppe Frauen umzingelt, die handgefertigte Souvenirs an die Besucher verticken wollen. Fürs Fotografieren wird zwar kein Geld verlangt, der Kauf ihrer Brokatartikel aber von Mal zu Mal dringlicher vorgetragen.
Auf einen Rundgang durchs Dorf verzichten wir dankend, zumal es angefangen hat, leicht zu nieseln. Die Wolken haben mittlerweile das Seitental erreicht und hüllen die Straße in immer dichteren Nebel. Lediglich an den Ruinen des abgebrannten Klosters von Tu Viện Cổ Tả Phìn reißt der Nebel kurz auf.
Das ändert sich leider schon nach der nächsten Kurve, wo wir wieder in die dichte Nebelsuppe eintauchen. Für die verbleibenden rund 15 Kilometer bis Sapa benötigen wir daher auch rund anderthalb Stunden. Zum Glück gibt es immer wieder die Möglichkeit, sich an die Rücklichter eines vor uns fahrenden Fahrzeugs zu heften.
Am späten Nachmittag erreichen wir gegen 16 Uhr unser heutiges Etappenziel und checken unverzüglich im Hotel ein. Auf einen kleinen Spaziergang durch die Kleinstadt verzichten wir aufgrund des ungemütlichen Wetters. Warum nicht gleich ein Restaurant fürs Abendessen suchen? Wir haben seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Und diesmal bewahrheitet sich der alte Spruch: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute… in der Straße gleich hinterm Hotel liegt.
Der Eingang zu Tim’s Sapa Kitchen befindet sich nur ein paar Treppenstufen einer Gasse hinunter rechts neben unserem Quartier. Wir zögern nicht lange und gehen hinein. Wir bekommen einen Tisch zugewiesen, neben dem ein elektrisch betriebener Heizpilz für angenehme Wärme sorgt. Überhaupt sorgt das Ambiente dafür, dass wir uns hier sofort wohlfühlen. Dann wird’s schwierig: Ein erster Blick in die Speisekarte macht es einem nicht leicht. Traditionelle Gerichte und „moderne“ Zubereitungsmethoden. Fleisch oder Fisch werden zum Teil Sous-vide gegart. Neugierig macht auch der Hinweis auf die Sa Pa Herb Sauce des Sous vide Salmon. Ich kann mich einfach nicht entscheiden und wähle schließlich das Degustationsmenü mit acht Gängen.
Zwischen den Gängen bleibt genug Zeit für einen kleinen Plausch mit der Frau des Chefs des Hauses. Wir erfahren, dass das Restaurant erst im September 2023 eröffnet wurde. Um dem kleinen Sohn der Familie einen umständlichen Schulweg zu ersparen und eine bessere Schule zu ermöglichen, war ein eigenes Restaurant in der Stadt eine gute Idee. Zuvor hatte das Ehepaar in einem Resort etwas außerhalb der Stadt gearbeitet. Tim war in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) bei dem Koch eines Gourmet-Restaurants in die Lehre gegangen. Jetzt hat er sein eigenes Küchenteam, sein Bruder und zwei Schüler stehen mit am Herd.
Unser Gespräch macht auch Tim neugierig und er setzt sich schließlich zu uns an den Tisch. Thema sind natürlich seine Rezepte. Er zählt die Zutaten für seine Sa Pa Kräutersoße auf: Ingwer, Schalotten, Dill, grüner Pfeffer, Fish-, Soja- und Austern Soße. Und auch die Grundlage für ein Pesto mit authentischem Lokalkolorit verrät er mir: Basilikum, Minze, Knoblauch, Zitronengras und Cashew-Nüsse.
Allzu gern würden wir hier einen Kochkurs machen. Das ist prinzipiell sogar möglich. Doch leider sind wir für die nächsten Tage schon verplant. Damit steht fest, dass auch diese dritte Reise durch Vietnam nicht unsere letzte sein wird. Man muss eben immer etwas haben, weshalb man wieder zurückkommen möchte.
Unterkunft:
Sapa Meriton Boutique Hotel
16 Pham Xuan Huan,
Sapa, Lao Cai, Sapa, Vietnam
RestauranTipp:
Tim‘s Sapa Kitchen
21 Ng. Cầu Mây,
TT. Sa Pa,
Lào Cai, Vietnam, 330000