Dschungel Trecking zum Kuang Si Wasserfall

„Sie sagen dazu Vietnam-Krieg, wir nennen es den amerikanischen Krieg,“ doziert Sang Lao und nennt die Eroberer, die sein Land in seiner wechselvollen Geschichte seit Gründung des ersten laotischen Königreiches heimsuchten: Thai, Franzosen, Japaner und Amerikaner. „Das Land Laos ist älter als die USA,“ resümiert unser Guide am Ende seines kurzen Unterrichts.

Wir sitzen zu zehnt in einem Minivan und rumpeln über einen besseren Feldweg zu einem kleinen Dorf Ban Long im Umland von Luang Prabang, in dem friedlich zwei Ethnien miteinander leben: Hmoung und Khamu.

Die raue, mit Schlaglöchern gespickte Schotterpiste führt zum Ausgangspunkt einer mehrstündigen „Wanderung“ durch den Dschungel, Ziel ist der Wasserfall von Kuang Si, 30 Kilometer südwestlich von Luang Prabang.

Die beiden Schweizer Sonja und Sascha, der Bamberger Cüneyt und der Kanadier Andrew waren mit demselben Slowboat wie wir gekommen, sie hatten die Idee dazu gehabt. Dass es kein Waldspaziergang werden würde, war klar. Ich bin dankbar, dass ich mitkommen kann, das sollte auch in meinem Alter noch zu machen sein.

Es sind nicht viele, die sich auf dieser Route in Richtung Wasserfall begeben. Dieses Trecking durch den Dschungel erinnert mich an die zahlreichen Bergtouren, die ich als Jugendlicher in den Alpen unternehmen konnte. Ich fühle mich immer noch fit genug, daran anzuknüpfen und nehme die Herausforderung an. Es beginnt ganz gemütlich. Ein Trampelpfad führt an einem Reisfeld vorbei, durch eine Kautschukplantage, über eine Lichtung mit feuerroten Weihnachtsstern-Büschen.

Sonja ist Garten-Architektin mit Schwerpunkt Bauwerksbegrünung und kennt sich aus mit der Vegetation. Was wir daheim als Bodendecker kennen, wuchert hier zu gewaltigen Büschen, mit flaumig behaarten Blüten übersäte Chromolaena odorata, die auch als Heilkraut bei der Behandlung kleiner Wunden verwendet werden. Das fast mannshohe Dickicht des Zebrakrauts ist bei uns eher als Bodendecker und Zierpflanze bekannt. Immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Auch die Tunnelgespinste einer Wolfsspinnenart machen neugierig.

Schon bald wird es anspruchsvoller und man muss sich mehr auf die eigenen Füße konzentrieren. Jetzt geht es über einen steinigen Pfad mal bergauf, mal bergab. Insgesamt 223 Höhenmeter müssen überwunden werden. „Vorsicht Baum, Kopf runter“ warnt es von vorne, wenn wieder einmal einige Äste etwas tiefer hängen. Gelegentlich unterstützt mich Saschas helfende Hand, wenn ich beim Balancieren über die Felsbrocken ein wenig aus dem Gleichgewicht zu geraten drohe.

Nach zweieinviertel Stunden erreichen wir schließlich die Quelle des Wasserfalls. Über ihr thront neben dem Eingang zu einer kleinen Höhle die Statue eines Asketen, der hier der Legende nach Wasser aus dem Boden schlug und einen Brunnen schuf, um die Bergvölker zu versorgen. Auf dem Plateau neben dem breiten Bach vor den Treppen zur Höhle ist Zeit für eine längere Verschnaufpause.

Es ist nicht mehr weit bis zum Ziel. Nach einem reichhaltigen Mittagessen unter freiem Himmel  geht es über einen schmalen Pfad die Böschung entlang, bis das Wasser endlich über die Felsen in die Tiefe stürzt. Jetzt wird es wirklich anspruchsvoll. Wir klettern über einen nur gelegentlich mit Bambus-Stangen seitlich gesicherten Steig zu den Becken unter dem Wasserfall.

Hier tobt das Leben. Aus ist‘s mit der Ruhe. Diese war im Dschungel gelegentlich nur vom Zirpen der Zikaden und das ferne Muhen einiger Wasserbüffel unterbrochen worden. Ein Ausflug zum Kuang Si Wasserfall ist auch bequem per Auto oder Kleinbus von der anderen Seite möglich, wie man an den zahlreichen Touristen sieht, die sich hier vor der malerischen Kulisse fotografieren.

Im unteren Pool des Wasserfalls ist Schwimmen nicht nur möglich, sondern auch erlaubt. Einige Touristen, auch einige aus unserer Gruppe haben ihre Badesachen mitgebracht und nutzen die Möglichkeit zu der willkommenen Erfrischung.

Auf der Rückfahrt wäre die Möglichkeit zum Besuch eines Elefanten-Camps gegeben. Die Stimmung im Minivan ist eindeutig: „Elephant riding?“ Nein Danke! lautet unisono die zehnstimmige Antwort. Die Alternative ist zwar auch auf touristische „Bedürfnisse“ zugeschnitten, aber für den Besuch eines Hmong-Dorfes mit kleinem Freilichtmuseum lohnt sich ein letzter Stopp auf dieser Tagestour. Nach acht Stunden sind wir dann wieder zurück in unseren Hotels und machen uns bereit für den Silvesterabend.

Nach einem gemeinsamen Abendessen mit den neuen Freunden sitzen wir schließlich auf dem Festplatz unweit des Nachtmarkts und erwarten den Countdown zum Jahreswechsel. Lea und Alex aus Heidelberg, die ebenfalls mit uns auf dem Slowboot kamen, ergänzen die fröhliche Truppe…

Zehn Minuten vor Mitternacht betritt ein Offizieller der Stadt die Bühne und unterbricht den technoinspirierten Musikmix der Live-Band mit seinen salbungsvollen Worten. Wie halt Politiker so sind, das ist hier nicht anders als daheim, wenn der Kanzler zum Jahreswechsel  sein Resümee zum Besten gibt. Die laotischen Worte des Parteibonzen klingen fast so, als wenn man ein Tonband rückwärts laufen lässt. Drei, zwei, eins, schon kracht ein Feuerwerk in den Himmel. Allerdings: Nur hier schießen ein paar wenige „offizielle“, von der Stadtverwaltung finanzierte Raketen in den Himmel. Offensichtlich herrscht in Luang Prabang ansonsten Böllerverbot, das strikt eingehalten wird. Das haben wir andernorts schon ganz anders erlebt…

Unterkunft:
Ancient Luangprabang Hotel

Sisaleumsack Road
Ban Phonheuang
85671 Luang Prabang, Laos

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