„Wenn Fremde über eine Brücke gehen, ein Zug mit Fremden darunter durchfährt, dann sind das Fremde unter Fremden.“ (Karl Valentin)
Für die Fahrt von Mandalay nach Bagan nutzen wir das Touristenboot Shwe Keinnery. Für 40 US$ pro Person gibt es einen nummerierten Platz auf ausgebauten Bussitzen inklusive kleinem Frühstück an Bord. Start ist um morgens um Sieben, der Sonnenaufgang über dem Irrawaddy gehört auch zum Programm.
Im Gegensatz zu den Bootsfahrten zuvor ist die Fahrt recht unspektakulär. Das liegt zum einen an der Landschaft entlang der Strecke, Die weiten Ebenen bieten naturgemäß weniger Abwechslung als die hügligen bis bergigen Abschnitte im Norden. Zum anderen ist eine Fahrt inmitten von Einheimischen mit den zahlreichen Zwischenstopps zum Be- und Entladen, Aus- und Zusteigen und einer Verpflegung durch örtliche Garküchen näher am landestypischen Leben als eine Low-Cost-Flusskreuzfahrt von A nach B; gemeinsam mit Reisenden, die in Reiseführern blättern und in Gedanken bereits die kommende Tempeltour in Bagan vorbereiten, sich mit „Eat, Prey, Love“ in Stimmung bringen, sich bei George Orwells „Tage in Burma“ Anleitungen für das wahre Leben in diesem Land holen wollen, oder die sich im Bikini an Deck unterhalb der Schiffsbrücke in der Sonne räkeln.
Anders ausgedrückt: Bei den in den letzten Tagen gewählten Transportvarianten war für uns der Weg das Ziel, das Boot heute ist der Weg zum Ziel. Und dabei ist die heutige Tour auch noch fünfmal teuer als die IWT-Fahrt auf dem Zwischendeck von Bhamo nach Katha, fast doppelt so teuer wie das Expressboot von Katha nach Mandalay – bei vergleichbar langen Fahrzeiten.
Martin, Autor der „Gebrauchsanweisung für Myanmar“, den wir auf der IWT-Fähre von Bhamo trafen, hat schon Recht: Entweder so richtig Luxus wie mit der Road to Mandalay auf dem Irrawaddy oder ganz einfach mit und unter Einheimischen auf der IWT.
Und wenn wir schon beim Touri-Bashing sind, dann darf auch nicht die Kategorisierung unseres Guides aus Mandalay fehlen. Er teilt die Besucher aus der Fremde in drei Arten:
Da ist zum einen die der Gruppenreisenden. Das sind die Schlimmsten. Sie reisen A-B-C-D die vier Highlights des Landes ab (hier: Yangon, Mandalay, Bagan, Inle Lake), zahlen viel Geld an einen Veranstalter, der meist im Ausland sitzt und/oder zu den inländischen Oligarchen zählt. Bei den einheimischen Unternehmen bleibt dagegen nichts hängen. Von den einzelnen Stationen bis zu den Mahlzeiten ist alles bis ins Detail vorgeplant und für spontane Sidekicks keine Zeit.
Die zweite Gruppe sind die Lonely-Planet-Reisenden. Für sie ist nur einen Besuch wert, was schwarz auf weiß im Reiseführer ihres Vertrauens steht. Ein gegebenenfalls vor Ort engagierter Guide hat sich gefälligst daran zu orientieren. Vorschläge seinerseits werden grundsätzlich als uninteressant abgelehnt, wenn sie nicht im Buch der Langnasen zu finden sind. Spricht ein Einheimischer sie in gutem Englisch an, macht er sich sofort verdächtig, etwas verkaufen zu wollen und wird abgeblockt. Fremde Hilfe ist nicht willkommen, wofür hat man schließlich Geld für ein geballtes Stück gedruckte Weisheit ausgegeben.
Und dann gibt es noch die dritte Kategorie. Die „precious traveller“. Sie reisen offen und neugierig durchs Land, sind für Vorschläge dankbar, nutzen Reisebücher lediglich als zusätzlichen Ideenlieferant und – was nicht unwichtig ist – geben ihr Reisebudget bei der Bevölkerung aus.
Nicht zuletzt das Internet macht das Reisen heute so viel einfacher als früher. Es ist kein Problem, die Reiseroute oder Details vor Ort zu planen oder zu ändern. Und dabei ist ein lokaler Guide ohne Agentur im Hintergrund, die die Hand aufhält, von unschätzbarem Vorteil. Dann gilt das Attribut „precious“ für beide Seiten.
Unterkunft:
Zfreeti Hotel
No. 407, Thiripyitsayar 5th Street near Shwe Zi Gone Pagoda, Nyaung U, Historical Bagan, Myanmar
Restaurant:
Weather Spoon’s Bagan
Thiripyitsayar Qurater, Block 4, Bagan, Nyaung U, Myanmar