Steinbeck Land…

Bevor wir heute von Carmel aus weiter in Richtung Süden fahren, nutzen wir bei einem Abstecher nach Salinas die Gelegenheit, mehr über das Leben und Werk des Schriftstellers John Steinbeck zu erfahren.

Wir haben noch nichts gefrühstückt. Mal sehen, was sich uns entlang der State Route 68 in den Weg stellt. Die Taktik, nichts zu planen, sondern es einfach passieren zu lassen, funktioniert auch heute.

Rund 10 Meilen vor Salinas lockt ein verwunschenes kleines Road Café in einer umgebauten alten ehemaligen Tankstelle. Also rechts rangefahren und schnell den letzten freien Parkplatz besetzt. Passt. Bereits beim ersten Blick auf die Nummernschilder der anderen Fahrzeuge fällt auf, dass sich hier vor allem Ortsansässige zum Frühstück treffen.

Eine freundliche Bedienung weist uns umgehend einen Tisch im kleinen Gastraum zu. Als sie bemerkt, dass wir aus München kommen, erfahren wir, dass sie aus Deutschland stammt und seit über 25 Jahren in dieser Gegend lebt. Für ein längeres Gespräch mit Rosi  ist erstmal keine Zeit, die Arbeit ruft.

Der Mann am Nebentisch ist schon fertig und beschäftigt sich mit seinem Handy. Die Reste seines Frühstücks hat er sich, wie hierzulande üblich, in einen Doggy Bag packen lassen. Jetzt diskutiert er mit der Bautzenerin, wie er denn weiterfahren soll, solange ein Mercedes sein Auto blockiert. Das kann offensichtlich noch eine Weile dauern… Eine gute Gelegenheit, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Richard erzählt von seinem Leben im Hinterland von Kalifornien. Auf unsere Bemerkung, Albert Hammonds Song „It Never Rains in Southern California“ müsse bei der augenblicklichen Wetterlage schleunigst umgedichtet werden, widerspricht er, der Regen sei geradezu ein Segen für die Region. Das sei doch wunderbar, hier war es in den letzten Monaten viel zu trocken. Man müsse nur aufpassen wegen möglicher Erdrutsche und Überflutungen auf dem Highway One.

Außerdem behagen ihm die ungewöhnlich niedrigen Temperaturen überhaupt nicht. Da sei es dann auch kein Wunder, dass in der letzten Zeit Schwarzbären in manchen Teilen Kaliforniens zu einem massiven Problem wurden. Besonders schlimm haben sie es in der Gegend rund um Lake Tahoe an der Grenze zu Nevada getrieben. Dort sind sie auf der Suche nach etwas Essbarem sogar in hunderte Häuser eingebrochen. Einfach abknallen, gehe natürlich nicht, „aber es ist immer gut, eine Knarre dabei zu haben…“

Dann erzählt Richard von seiner Leidenschaft, dem CB-Funk. Ob es den auch bei uns in Deutschland noch gibt. Richtig geraten. Stimmt, er ist, besser er war LKW-Fahrer. Auch wenn er heute natürlich zeitgemäß mit facebook und Co. die alten Kontakte pflegt, sei diese Art der Kommunikation bei Truckern hierzulande immer noch sehr beliebt. Er selbst sei zwar inzwischen „zwangspensioniert“ und dürfe seit einem Herzinfarkt keine großen Trucks mehr fahren, aber seiner Funker-Leidenschaft frönt er immer noch.

Sein PKW ist optimal ausgerüstet, so dass er während längerer Autofahrten auf den gewohnten Ratsch nicht verzichten muss. Ansonsten habe er noch seinen Hund „Flash“ als Ansprechpartner. Stolz erzählt er von seiner Bulldogge, für die auch die Reste seines Frühstücks bestimmt sind. Das Tier habe damals als erstes die Anzeichen seines Herzinfarkts bemerkt, sei unruhig geworden und habe ihn so lange bedrängt, bis er einen Arzt aufgesucht habe.

Mittlerweile ist auch der Mercedes-Fahrer zurück, Richards weißer Lincoln ist nicht länger blockiert und er verabschiedet sich überschwänglich. „Daheim wartet nicht nur Flash, sondern auch eine Ladung Holz, die ebenfalls versorgt werden will.“

Wir brechen ebenfalls auf. Der Regen hat ein wenig nachgelassen, so dass trockenen Fußes zumindest ein paar Fotos von der Main Street Salinas möglich sind. An ihrem Ende befindet sich das National Steinbeck Center, das nicht nur über ein umfassendes Archiv mit über 45.000 Dokumenten verfügt, sondern auch auf einer Fläche von 185 Quadratmetern eine sehenswerte Ausstellung beherbergt, die dem Leben und Werk des großen amerikanischen Schriftstellers gewidmet ist.

Hier erfährt man beispielsweise Wissenswertes über seine Vorfahren – Steinbecks Großvater väterlicherseits war der Tischler Johann Adolph Großsteinbeck aus Heiligenhaus bei Düsseldorf, der seinen Nachnamen nach der Einwanderung verkürzte.

Die Exponate richten sich an alle Altersgruppen. Auch an Kinder ist gedacht. Sie dürfen im nachgebauten Kinderzimmer des Autors an einem kleinen Tisch mit Buntstiften Bilder ausmalen. Besonders interessant sind die mit entsprechenden Filmausschnitten multimedial präsentierten Stationen der Schaffensperioden und wichtigsten Werke des Literaturnobelpreisträgers.

Einen ersten umfassenden Eindruck verschafft man sich allerdings am besten noch bevor man die eigentliche Ausstellung betritt. In einem kleinen Kino im Foyer werden zwei zwanzigminütige Filme gezeigt, die sowohl ausführlich über Steinbecks Leben als auch die landwirtschaftliche Bedeutung der Gegend berichten, in der er aufwuchs und die ihn prägte.

Mittlerweile ist es Nachmittag und wir machen uns wieder auf den Weg zum Highway One, auf den wir bei Carmel in Richtung Süden einbiegen. Der Regen hat zunächst eine kleine Pause eingelegt. Der Wind dagegen fegt ziemlich zapfig und heftig über die Küstenstraße. Gelegentliche Fotostopps fallen entsprechend kurz aus, zumal es jetzt auch wieder zu nieseln anfängt.

Hinter der „Bixby Creek Bridge“, einer 1932 eröffneten Stahlbeton-Bogenbrücke 20 Kilometer südlich von Carmel, wird der Regen wieder stärker. 15 Minuten später machen wir erst einmal eine längere Pause und nehmen einen kleinen Imbiss im Restaurant des „Big Sur River Inn“. Leider vergisst man uns zu sagen, dass eine Weiterfahrt in Richtung Süden zwecklos ist. Auch die blinkenden Hinweistafeln an der Strecke verweisen zunächst nur auf die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit.

Wir sind noch keine Viertelstunde gefahren, dann ist Schluss. Weiterfahrt unmöglich. Der Highway One ist nach einem Erdrutsch keine 10 Meilen südlich von Big Sur bis auf weiteres gesperrt. Schnell wird klar, dass wir hier auch morgen so schnell nicht weiterkommen. Allein auf der weiteren Strecke bis zu den McWay Wasserfällen ist die Straße an fünf Stellen blockiert. Also umdrehen und retour.

Da wir am nächsten Morgen in jedem Fall erst ab Monterrey eine Ausweichstrecke weiter im Landesinneren nehmen müssen, fahren wir schon jetzt dorthin zurück und suchen uns ein Quartier für die Nacht.

Essen & Trinken:

Toro Place Cafe
665 Monterey Salinas Highway
Salinas, CA 93908

Unterkunft

Americas Best Value Presidents Inn Monterey
1150 Munras Avenue
Monterey, CA 93940, USA

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