17 Meilen mehr Meer, und mehr …

Ein kräftiger Wind hat in der Nacht den Himmel leergefegt. Perfekt, wir können am Vormittag  in der Sonne die“ Straße der Ölsardinen“ von Monterey entlang strawanzen. Während in der Cannery von San Francisco Obst in die Dosen kam, wurden in den hiesigen Fabriken der Cannery Row zu Anfang des vorigen Jahrhunderts Ölsardinen eingedost. Heute beherbergen die ehemaligen Fabriken viele kleine Läden und natürlich auch (wieder einmal) eine Brauerei – Craft Beer, was sonst…

Es bleibt unbeständig, Die ersten Cirruswolken kündigen schon wieder die nächste Schlechtwetterfront an. Aber natürlich ist noch genug Zeit für eine ausgedehnte Tour auf dem 17-Mile-Drive. Die könnte man zwar auch mit einem geliehenen eBike machen, aber wir nutzen lieber  weiter unseren Toyota. Für eine Radtour ist uns die Wetterlage dann doch zu unsicher.

Die Strecke gilt nicht ohne Grund als einer der Höhepunkte jeder Reise im Dunstkreis des Highway One. Entlang der gebührenpflichtigen Rundstrecke entlang  der Küste befinden sich nicht nur noble Golfplätze, sondern zahlreiche landschaftliche Highlights, die die Maut von 11 Dollar allemal wert sind.

Damit niemand auf die Idee kommt, für ein Foto unterwegs rechts ranzufahren, wurden an den schönsten Aussichtspunkten siebzehn Parkmöglichkeiten angelegt. Von dort kann man ungestört die gewaltigen, sich an den schroffen Klippen brechenden Wellen bestaunen. Wir halten  am „Spanish Bay Beach“ zum ersten Mal.

Nach weiteren kurzen Stopps am „Point Joe“ und „China Rock“ cruisen wir langsam dem „Bird Rock“ entgegen, einem mächtigen Fels, der unweit der Küstenstraße der  starken Brandung trotzt . Er wird von einer munteren Kolonie Kormorane bevölkert. Für die Beobachtung sind eigens Fernrohre aufgebaut, mit denen die Brandung auch nach Seeottern abgesucht werden kann. Vergeblich, denn denen ist das Meer heute offensichtlich zu rau.

Haltepunkt 11 ist der „Crocker Grove“, an dem die größten und ältesten Zypressen dieser Gegend wachsen. Benannt wurde diese Station nach Charles Crocker, einem der vier Eisenbahn-Tycoone, die im 19. Jahrhundert den westlichen Teil der Bahnstrecke der Central Pacific Railroad bauen ließen, der ersten transkontinentalen Bahnverbindung in den USA. Er war es auch, der 1881 den ursprünglichen 17-Mile-Drive errichtete.

Zahlreiche Kurven später erwartet uns das meistfotografierte Highlight dieser Tour: „The Lone Cypress“. Die einsame Zypresse ist als zwölfter Halt auf der Karte verzeichnet. Das immergrüne Gehölz trotzt mutmaßlich seit über 250 Jahren auf einem hohen Felsen der stürmischen Witterung. Heute sind nur wenige Touristen hier, offensichtlich ein angenehmer Nebeneffekt des unbeständigen Wetters.

Weiter geht’s zur dreizehnten Haltebucht, wo treffenderweise die „Ghost Trees at Pescadero Point“ wachsen. Die sind bereits vom Sturm so blankgeschmirgelt, dass sie wie bleiche Skelette in den Himmel ragen. Andere haben auf die widrige Witterung mit einem Wachstum in Schräglage reagiert. Auf jeden Fall sind sie mindestens genauso fotogen wie ihr einsamer Verwandter zuvor.

Wir verlassen den 17-Mile-Drive in Carmel-By-The-Sea und fahren ins Zentrum. Unweit der Ocean Avenue finden wir einen legalen, nicht kostenpflichtigen 2-Stunden-Parkplatz in der Lincoln Avenue in der Nähe des Dametra Cafe, das mediterrane Gerichte für jeden Geschmack auf der Karte hat – italienische, griechische und libanesische. Wir stärken uns mit einem kleinen Imbiss und sind bereit für einen letzten kleinen Spaziergang für heute. Der führt uns in einen nicht allzu weit entfernten Abschnitt der Torres Street zwischen 5. und 6. Straße. Hier wollen wir einige der verwunschenen „Fairy Tale Cottages“ fotografieren, auf die in zahlreichen Reiseberichten hingewiesen wird. Die „Märchenhäuser“ gibt sie zwar auch andernorts, aber hier sind einige besonders pittoresk.

Für einen Rückblick in die spanische Geschichte von Carmel ist heute leider kein guter Zeitpunkt. Die „Mission San Carlos Borromeo del Río Carmelo“ ist montags und dienstags für Besucher geschlossen und gewährt nur einen Blick über die Mauer auf die 1771 erbaute Anlage.

Unterkunft:

Carmel Resort Inn
 Carpenter Street zwischen 1st und 2nd Avenue
Carmel, CA 93921

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