Große Überraschung am Morgen: Keine Wolken, kein Regen. Der Himmel ist wie leergefegt. Ideal für eine Stadterkundung mit dem Hop-On Hop-Off-Bus. Das haben wir zuletzt schon in L.A. gemacht. Eine Fahrt auf dem oben offenen Oberdeck ermöglicht Ein- und Ausblicke, die ein „normaler“ Stadtspaziergang nicht bieten kann. Außerdem ist das natürlich auch deutlich bequemer …
Wir sind erst ein paar Minuten unterwegs, da wartet schon die erste Überraschung. An einer Wand über dem Dach eines Gebäudes an der Ecke Columbus Avenue / Broadway sieht es aus der Ferne verdächtig nach Streetart in einem bekannten Schablonenstil aus, inklusive erklärendem Graffiti-Schriftzug.
Tatsächlich: Die erste Vergrößerung im Zoom der Kamera bestätigt es. Das Kind mit der Gasmaske vor dem Gesicht muss ein echter Banksy sein. Das bereits vom Zahn der Zeit ziemlich angenagte Werk entstand 2010 im Verlauf eines „Besuchs“ des Künstlers in San Francisco, bei dem er ein knappes Dutzend seiner „Spuren“ hinterließ.
Das offensichtlich politisch gemeinte Statement „If at First You Don’t Succeed – Call an Airstrike“ spiegelt die Außenwahrnehmung der USA der letzten Jahrzehnte als einer Nation, die Luftangriffe als letzte Lösung aller Probleme begreift.
Der Satz erinnert zugleich an einen Ausspruch des schottischen Nationalhelden Robert the Bruce aus dem 14. Jahrhundert: „If at first you don’t succeed: try, try again!” So gesehen, kann man die Aussage Banksys durchaus auch ins Positive wenden: „Wenn du es beim ersten Mal nicht geschafft hast, versuch‘s nochmal mit Abstand oder aus einer anderen Perspektive…“
Im weiteren Verlauf der umfangreichen Stadtrundfahrt eröffnen sich aus der Höhe des Oberdecks noch zahlreiche andere Perspektiven. Das Spektrum der Architektur reicht von Straßenschluchten mit modernen Wolkenkratzern bis zu Straßenzügen mit mal mehr, mal weniger restaurierten Gebäuden im viktorianischen Stil.
Noble Bezirke wie der am Union Square kontrastieren mit dem anarchischen Hippie-Flair rund um Haight-Ashbury.
Schließlich geht es noch am Golden Gate Park vorbei zu einem weiteren Highlight der Tour, einer Fahrt über die Golden Gate Brücke. Eine kurze Pause am Aussichtspunkt am Ende der Brücke, dann geht es auch schon wieder zurück
Nach rund drei Stunden Gesamtfahrzeit sind wir wieder zurück am Pier 39 von Fischerman’s Wharf und besuchen die dort in der Sonne dösenden Seelöwen. In der Silvesternacht waren wir schon einmal hier gewesen, um das Feuerwerk über der Bay-Bridge zu sehen. Da hatten wir die Tiere gehört und gerochen, mehr aber auch nicht.
Letzteres holen wir jetzt nach. Die ehemalige Bootsanlegestelle ist heute ein ganzjähriger Rummelplatz mit Souvenir-Läden und einem Kinder-Karussell am Ende. Ein bisschen ungewohnt ist das Gedränge schon und wir suchen bald das Weite.
Die vormittägliche Tour hat uns allerdings so gut gefallen, dass wir unser Tagesticket wieder mal als Hop-On ohne Hop-Off nutzen und ein zweites Mal die Rundfahrt antreten, Im nachmittäglichen Licht sieht manches noch einmal ganz anders aus.
Das gilt auch für die Golden Gate Brücke, die wir kurz nach Sonnenuntergang ein weiteres Mal überqueren. Was für ein Glück, dass das Wetter heute so toll mitspielt. Es wird abends zwar empfindlich kühl, aber bei Regen oder Nebel hätten wir dankend verzichtet.
Unterkunft:
San Remo Hotel
2237 Mason Street
San Francisco, CA 94133, USA