Erst ins Museum und dann zum Barbier…

Zunächst einmal rattern wir mit der Cable Car bergauf, bergab nach Chinatown. Dank der per MuniMobile aktivierten Tagestickets sind wir flexibel bei der Wahl der öffentlichen Verkehrsmittel.

Bis zur nächsten Bushaltestelle des 30er Bus ein paar Blocks weiter haben wir genug Zeit, den besonderen Flair des chinesischen Viertels zu erkunden.

Der Bus bringt uns in die Nähe des San Francisco Museum of Modern Art im im Bezirk südlich der Market Street (South of Market/SOMA). Das SF MOMA braucht den Vergleich zu seinem Pendant an der Ostküste nicht zu scheuen. Im Gegenteil: Es ist sogar mit einer Ausstellungsfläche von sechzehntausend Quadratmetern über vierzig Prozent größer als das New Yorker MOMA.

Zur Zeit gibt es mehrere Sonderausstellungen. Wir beginnen mit einem Rundgang durch die umfangreiche Retrospektive der Werke des mexikanischen Malers Diego Rivera. Mit seinen Murales (Wandmalereien im öffentlichen Raum) ist er gewissermaßen der Vater der heutigen Streetart-Künstler.

Riveras Werke haben nationale, sozialkritische und historische Inhalte und sind häufig in einer Fresko-Technik gemalt. Dies spiegelt auch die Ausstellung wider, die neben bekannten Bildern auch zahlreiche Skizzen und Vorstufen einiger seiner bekannten Murales zeigt.

 Eine weitere zeitlich begrenzte Sonderausstellung ist der nord-kalifornischen Malerin Joan Brown (1938-1990) gewidmet. Sie ist eine Vertreterin des „Bay Area Figurative Movements“ der 1960er Jahre, das sich im Gegensatz zur abstrakten Malerei der New Yorker Künstler dieser Zeit auf figurative Elemente rückbesann. Am bekanntesten sind wohl ihre „Katzenbilder“.

Zu den Dauerausstellungen des Museums gehört auch eine Abteilung mit den Werken bedeutender deutscher Künstler wie z.b. Anselm Kiefer und Gerhard Richter, sowie eine Retrospektive der politischen Kunst der 1960er Jahre.

Am späteren Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg nach North Beach. Natürlich wieder per Cable Car und einem Abstecher durch Chinatown. Pünktlich um 18 Uhr sind wir am Ziel, dem North Beach Barber Shop, Lombard/Ecke Columbus Avenue.

Ich wollte schon immer mal eine Rasur auf die klassische amerikanische Art ausprobieren, und hatte die letzten zweieinhalb Wochen mehr als nur einem stoppeligen Drei-Tage-Bart eine Chance gegeben.

Der 33jährigr Ex-Kickboxer Rye machte sich gleich ans Werk. Er erzählt mir stolz von seinem „zweiten Leben“ als fürsorglicher Familienvater. Ein Militärputsch im Mai 2014 in Thailand hatte seiner Kampfsport-Karriere ein abruptes Ende bereitet. Zum Glück lernte er kurz darauf seine jetzige Frau kennen, die er vor vier Jahren dann heiratete. Eine echte Bonusfamilie, seit zu den Kindern seiner Frau vor zwei Jahren dann eine gemeinsame Tochter geboren wurde.

Rye versteht sein neues Handwerk bestens. Allmählich ähnelt mein Gesicht wieder meinem aktuellen Passbild. Witzigerweise legt er zwischendurch sogar eine Version mit Schnauzbart frei, so wie ich ihn Anfang der 90er bei meinem letzten Besuch hier in San Francisco getragen hatte.

Da wird der Barbier-Besuch zur kleinen Zeitreise und Erinnerungen wach. Wie bereits erwähnt, hatten es Cosy und ich unabhängig voneinander bereits damals das San Remo Hotel zu meinem Lieblingsquartier in dieser Stadt gewählt – auch wenn es mit seinen Gemeinschaftsduschen und Etagen-WCs nicht den Komfort einfacher Motels bietet.

Unterkunft:

San Remo Hotel

2237 Mason Street
San Francisco, CA 94133, USA

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