Noch einmal fahren wir mit dem Bus M103 die 3rd Avenue in Richtung Norden. Wieder ist ein Museum das Ziel. Das Solomon R. Guggenheim Museum befindet sich an der Ecke 88th Street und 5th Avenue gegenüber dem Central Park. Der kuriose Bau war auch 1979 mein zweites Ziel gewesen. Dank der einzigartigen Architektur des von Frank Lloyd Wright entworfenen Gebäudes konnte ich damals auch den Rest der Familie zu einem gemeinschaftlichen Besuch überzeugen.
Idealerweise beginnt der Besuch mit einer Fahrt mit dem Aufzug in den 5.Stock, von wo es ohne eine Stufe wie auf einer endlosen Rampe die terrassenförmigen Galerien nach unten geht.
Über die ersten drei oberen Etagen erstreckt sich derzeit die Ausstellung “Vasily Kandinsky: Around the Circle“, die mehr als 80 Werke aus den unterschiedlichen Schaffensperioden des Künstlers umfasst.
Am Ende folgt dann auf den letzten zwei Etagen eine Retrospektive mit den deutlich von Kandinsky inspirierten Werken der im November diesen Jahres verstorbenen libanesischen Künstlerin Etel Adnan: „Light’s New Measure“.
Ganz ohne Treppen geht es freilich nicht, wenn man die seitlichen Säle mit der Gründungssammlung des Museums besucht. Sie umfassen zahlreiche Werke des Expressionismus, Impressionismus und des Post-Impressionismus, darunter einige bekannte Bilder von Picasso, van Gogh und Cezanne.
Ebenfalls auf mehrere dieser Seitensäle verteilt ist die aktuelle Sonderausstellung „Wearing Masks“ der britischen Konzeptkünstlerin Gilian Wearing. Der Titel dieser Retrospektive wurde noch vor dem Beginn der Corona-Pandemie bestimmt. Jetzt hat er neben dem Wortspiel aus dem Künstlerinnamen und gezeigtem Thema eine weitere Doppeldeutigkeit erhalten. Die neuesten Arbeiten der Künstlerin nehmen denn auch direkt Bezug auf die aktuelle Situation, etwa in Form einer maskierten Maske.
Wer bin ich? Und welcher Teil welcher Person oder Persönlichkeit? Die fotografischen Arbeiten und Filminstallationen stellen zum Teil verwirrende und verstörende Identitätsfragen.
Mit Hilfe von Silikonmasken schlüpft Gilian Wearing mal in die Rollen bekannter Persönlichkeiten, mal in die nachempfundenen Bilder der eigenen Verwandten. Ein Verwirrspielmit mit immer neuen Aus- und Einsichten.
Den Abschluss unserer heutigen Kunsttour führt uns anschließend noch ein paar Blocks entfernt in „Die Neue Galerie New York“ an der Kreuzung Fifth Avenue und 86th Street. Das kleine Museum beherbergt deutsche und österreichische Kunst des frühen 20. Jahrhunderts, darunter zahlreiche Werke von Gustav Klimt und diversen Vertretern des Blauen Reiter. Mit einem Besuch im museumseigenen Wiener Cafehaus „Fledermaus“ beenden wir am späten Nachmittag unsere heutige „Kunstfahrt“.
Unterkunft:
Carlton Arms Hotel
160 East 25th Street
New York, NY 10010, USA