(K)ein Waldspaziergang

Von der Wanderung der amerikanischen Monarchfalter in die mexikanische Sierra Nevada haben wir zum ersten Mal in einer Fernseh-Doku gehört. Und wussten gleich, wenn der Ort nur halbwegs in der Nähe unserer Reiseroute liegt, wollen wir das live erleben. Obwohl unser „Weihnachtsziel“ im Südosten liegt, sind wir deshalb zuerst in die Gegenrichtung gestartet. Die Winterquartiere dieser Schmetterlinge befinden sich im Reserva de la Biosfera Mariposa nordwestlich von Mexiko-City. Eines davon ist das rund 200 Kilometer entfernte Santuario de la Mariposa Monarca „El Rosario“.

Auf dem Weg von Toluca passieren wir Zitácuaro. Unzählige Treibhäuser aus Plastikplanen bedecken die hügelige Landschaft. Der Ort ist eine Hochburg der Weihnachtsstern-Produktion.

Eine knappe Stunde später erreichen wir Angangueo.

Hier bieten zahlreiche Taxifahrer ihre Dienste an, die mit dem Bus bis hierher angereisten Touristen zu dem Waldgebiet mit den Schmetterlingen zu bringen. Wir winken ab. Die letzten Kilometer bis zum Ziel werden wir auch ohne fremde Hilfe schaffen.

Wie sich herausstellt, eine echte Herausforderung. Die Straße wird kurviger und wechselt von asphaltiert zu Kopfsteinpflasterung. Zum Glück schafft unser Mietwagen auch die kniffligeren Steigungen. Nach einer halben Stunde sind wir am Eingang von „El Rosario“.

Von hier aus geht es auf einem Waldweg bergauf zu den Schmetterlingen. Zu Fuß müssten die zwei Kilometer in einer dreiviertel Stunde zu schaffen sein, erläutert uns einer der Guides an der Pforte. Das kann auch länger dauern, je nach Kondition. Es geht nämlich zum Teil ziemlich steil bergauf. Natürlich gibt es eine Alternative. Für rund 10 Euro hin und zurück kann man auch zu Pferd die Strecke bezwingen.

Das Angebot können oder wollen wir nicht ablehnen und eine knappe halbe Stunde später sind wir bei den Schlafbäumen der Monarch-Falter. Die Pferde haben wir auf einer Lichtung zurückgelassen und sind die restlichen 5-10 Minuten zu Fuß weitgehend ebenerdig durch den Wald gegangen.

Und dann sieht man sie auch schon. Die Schmetterlinge hängen in dicken Trauben von den Ästen der mächtigen Tannen. Es ist kalt hier oben, nichts bewegt sich zwischen den Ästen. Nur wenn am späten Vormittag zwischen ca. 10 und 1 Uhr die Sonne die Tiere ein wenig aufheizt, kommt Bewegung in die aus Abertausenden wie erstarrt an den Ästen klebenden Flügelberge. Einige sind auf den Waldboden gefallen und krabbeln mühsam durchs Unterholz. Zum Fliegen fehlt ihnen bei den kühlen Temperaturen die Kraft.

Die schiere Menge der Falter in den Bäumen ist das eigentlich Faszinierende an diesem Ort. Rund 100 Millionen der ansonsten über ganz Nordamerika verbreiteten Population dieser Schmetterlinge überwintern in diesem wenige Hektar umfassenden Gebiet. Die sachlich-nüchterne Doku-Information wird erst wirklich begreifbar, wenn man es mit eigenen Augen sieht.

 

Unterkunft:
La Hacienda de La Flor
Durango 6, Centro, 51200 Valle de Bravo, Méxiko

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2 Antworten zu (K)ein Waldspaziergang

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