Zin Me, die geschäftstüchtige Tochter des Moustache Brothers Lu Maw, bringt uns mit ihrem Taxi zum Flughafen. Dabei dient die Tour als Fahrstunde für den jüngeren Bruder ihres Vaters, der sich scheinbar während der Fahrt mehrfach nach dem Weg erkundigen muss. Hohe Geschwindigkeiten sind ebenfalls noch nicht seine Sache. Aber wir haben Zeit genug und lange vor dem Abflug erreichen wir den Neubau des internationalen Geisterflughafens von Mandalay. Die acht Wechselstuben übertreffen die Anzahl der Abflüge an diesem Nachmittag bei weitem. Eingecheckt wird manuell und ohne Waage, was den meisten Einheimischen mit ihrem offensichtlichen Übergepäck sicherlich nur recht ist. Auch das Boarding erfolgt von Hand und ohne Aufsehen. Öffnet sich am planmäßigen Gate die Tür zum Shuttlebus, empfiehlt es sich kurz nachzufragen, ob es sich zufällig um den gebuchten Flug handelt.
Der Flughafen von Myikyina gleicht dagegen eher einem Kleinstadtbahnhof. Die wenigen Meter vom Flieger bis zur Ankunftshalle geht es zu Fuß, die Formalitäten werden so erledigt, wie wir es in den vergangenen Jahren erlebten. Pass- und Visadaten der ankommenden Touristen müssen sorgfältig in einem großen Buch eingetragen werden. Und wo ist das Gepäck? Die anderen Fluggäste waren zielstrebig an uns vorbei zum Parkplatz vor der Abflughütte gegangen. Dort warten sie geduldig. Nach einer gefühlten halben Stunde werden endlich mehrere Gepäckwagen mit vereinter Muskelkraft diverser Angestellter auf den Platz gezogen und jeder zieht seine Habseligkeiten heraus. Ordnung muss sein: Bevor man damit zu den wartenden Tuktuks gehen darf, vergleicht jedoch ein Kontrolleur noch schnell die Gepäckabschnitte.
Nach dem Einchecken im Hotel erkunden wir die Stadt. Auffallend sauber und gepflegt ist es hier, selbst für hiesige Verhältnisse. Mit Touristen hat man jedoch weniger Erfahrung, Englischkenntnisse sind deutlich geringer als anderswo. Doch mit Händen und Füßen gelingt jede Verständigung und ein freundliches Mingalaba (Guten Tag) und kyej-zu-bae (Danke, ausgesprochen so ähnlich wie dschesubä) hilft immer weiter. Im Zweifel wird man an den nächsten Passanten weitergereicht, bis jemand die gewünschte Information übermitteln kann.
Manches hat sich den letzten Jahren verändert, zum Beispiel die sprunghaft gestiegene Zahl der Mopeds und Neuwagen, die die Fahrräder verdrängen. Positiv dagegen: es ist mittlerweile üblich, nachts in der Stadt mit Abblendlicht und nicht mit Parklicht oder ganz ausgeschalteten Scheinwerfern zu fahren, wie noch vor zwei Jahren. Auch die Verfügbarkeit von ATMs selbst im hohen Norden macht das Reisen jenseits von Reisegruppen angenehm. Heute muss nicht sämtliches für die Reise benötigtes Bargeld mitgeführt werden, man kann unterwegs problemlos „nachtanken“. Und eine Flugbuchung via Internet für einen Inlandsflug ist wenige Tage vor dem Abflug meist kein Problem. Flexible, individuelle und spontane Routen können vor Ort geplant und geändert werden. Auch wenn die Internetverbindungen außerhalb der Hauptreiseziele eine gute Portion Gelassenheit erfordern. Manches braucht eben seine Zeit. In Myitkyina stand eine Leitung erst nach 21.30 Uhr zur Verfügung…
Aber was das Wichtigste ist: geblieben ist die Freundlichkeit und Offenheit uns Fremden gegenüber.
Nachtrag: Während ich mit Lin Kyaw Thet, einem Verkäufer von Werbetafeln aus Yangon, in der Lobby des Hotels eine Stunde lang auf eine offene Internetverbindung und später auf den Upload dieses Beitrags warte, tönt plötzlich Gesang durch die Eingangstür. „Merry Christmas to you, …“ die Weihnachtssänger der örtlichen Polizeistation bringen uns ein Ständchen und verteilen anschließend Süßigkeiten. Da fällt das Warten gleich ein wenig leichter 🙂
.
Unterkunft:
Hotel Madira
No. 510 Pyayhtaung Su Road, Yuzana, Myitkyina