Hernandez Gonzalez probiert einen Schlüssel nach dem anderen. Einer von dem großen Schlüsselbund muss es sein. Wir sind dem redseligen Mexikaner im Kirchenschiff des ehemaligen Convento de la Virgen de la Asunción begegnet. Es dauert ein wenig, bis wir dem recht nuscheligen Spanisch entnehmen können, dass er uns zu einer kleinen Führung einlädt. Also folgen wir dem freundlichen Alten in den Gebäudekomplex hinter der alten Wehrkirche. Von dort gelangt man durch ein mit einem Vorhängeschloss gesichertes Gittertor in einen kleinen Orangenhain.
Die Hartnäckigkeit bei der Schlüsselsuche zahlt sich schließlich aus. Endlich öffnet sich quietschend das Gitter. Der Pfad durch den Garten führt zu einem Pool vor einem Kuppelbau, in dem sich ein tiefer Brunnen befindet. Im Falle eines Angriffs auf die Kirche waren die Belagerten so in der Lage, längere Zeit ohne Versorgung von außen zu überleben. Heute wird der Wasserspeicher nicht mehr gebraucht und der Brunnen verfällt allmählich. Die Gemeinschaftsräume um die beiden kleinen Innenhöfe neben der Kirche dienen jetzt als Unterrichtsräume und Lager für die bei Prozessionen benötigten Utensilien und einen mobilen Kreuzweg.
Von der Wehrkirche des Ortes Mama fahren wir zu einem weiteren ehemaligen Konvent, der sich im nahegelegenen Teabo befindet. Die Türen der Kirche San Petro y San Pablo sind leider verschlossen, also erkunden wir die Umgebung. Die Lage der Kirche ist typisch für viele in Mexiko, nämlich an einem Platz gegenüber dem Rathaus und unweit der Marktgebäude.
Auch eine Schule befindet sich in der Nähe. Heute ist offensichtlich der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. Das muss gefeiert werden: die Kinder dürfen ein mit Leckereien gefülltes Gefäß zum Bersten bringen. Brav warten sie in der Reihe, bis sie die Gelegenheit bekommen, mit einem spitzen Stein auf den stanniol-verkleideten Stern aus Pappmaché einzudreschen. Das kann dauern. Auch wenn es nicht gleich klappt, wartet eine Belohnung auf die Kleinen. Stolz marschieren sie mit einem Stück Kuchen auf dem Teller zu ihren Eltern, die bereits vor der Schule auf sie warten.
Nächster Stopp ist Mani mit der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters San Miguel Arcángel. Sie wurde wie viele andere auch aus den Steinen alter Mayabauten errichtet. Wie in Mama handelt es sich bei dem Gebäudekomplex um eine trutzige Wehrkirche, die in einem mit Steinmauern geschützten Garten ebenfalls einen Pool mit zugehöriger Zisterne beherbergt.
Nach all den Symbolen der christlichen Kolonialisierung besuchen wir vor Sonnenuntergang noch die Ruinen von Hochob, rund 45 Kilometer von unserem heutigen Etappenziel Hopelchen entfernt. Die Bauten sind im Chenes-Stil erbaut. Typisch für diese Bauweise der Maya-Architektur ist der große Schlangenmauleingang des Hauptgebäudes.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir werden noch einmal aus dem Zimmer unseres Hotels gelockt, als von draußen laute Musik ertönt. Eine kleine Kapelle mit zwei Saxophonen, einer Trompete und zwei Trommeln kündigt eine Posada Navideña an. Ausgerichtet wird die vorweihnachtliche wohltätige Speisung vom örtlichen Club der „Kimen Keb“, was in der Maya-Sprache so viel wie Tote Vögel heißt…
Unterkunft:
Hotel Los Arcos
Calle 20 110A, Centro, Hopelchén, Campeche, Mexiko