„Orang German“. Kapitän Riyon Hidayat strahlt. Jetzt kennt er auch einen Deutschmenschen. Stolz zeigt er uns sein Kapitänspatent. „Mieeeeep!“ An jeder Flussbiegung warnt er den Gegenverkehr. Auch vor den gelegentlichen Zwischenstopps kündet die Sirene unser Kommen an. „Mieeeeep, mieeep!“ Vollgas voraus! Wir brettern mit dem Speedboat flussaufwärts von Melak nach Datah Bilang. Mit der Fähre hätten wir 6 Stunden gebraucht. So sind es nicht einmal zwei. Vorbei an kleinen Dörfern und vereinzelten Plantagen, gelegentlich türmen sich mächtige Palisander-Stämme für den Abtransport am Ufer.
Das Langhaus oberhalb des Piers von Datah Bilang dient den örtlichen Dayak Kenyah als Versammlungsort für Ihre Feiern und Zeremonien. Die Bambus-Xylophone geben einen Hinweis auf die hier übliche Musik. mit der großen Trommel wurden Nachrichten an den Nachbarort übermittelt. Zwei weitere Gebäude säumen den Dorfplatz mit dem von kleineren Skulpturen umringten rituellen Pfahl in der Mitte: Ein Schuppen für die schmalen Langboote, mit denen Rennen zwischen den Orten ausgetragen werden, sowie ein Kornspeicher, unter dem vier hölzerne, aus einem Baumstamm gefertigte Särge auf ihre Auftraggeber warten.
Syukur Lahang ist der Englischlehrer von Datah Bilang und der Bruder der Frau von Sarkanis Freund, der uns gestern Nacht an der Fähre abgeholt hatte. Er lädt uns in sein Haus ein und wir betreten den großen Vorraum mit seinen kunstvoll bemalten Wänden und drei gigantischen Säulen aus Eisenholz. Der Lehrer berichtet uns: Die Vorfahren dieses Stammes der Dayak kamen einst aus der Mongolei nach Kalimantan, daher die chinesisch geprägten Gesichtszüge. Von der ursprünglichen animistischen Religion sind die Bewohner zum Christentum gewechselt, in diesem Fall zum Protestantischen. Nur noch wenige der Älteren des Dorfes pflegen die alten Traditionen.
Die Tür zum Wohntrakt öffnet sich. Musik erklingt und zwei alte in Tracht gekleidete Frauen beteten wiegenden Schrittes den Raum. Die Großmutter des Englischlehrers und ihre Freundin begrüßen uns mit einem traditionellen Willkommenstanz. Die alte Dame gehört zu den letzten drei der in dieser Gegend lebenden Langohrfrauen. Die Tradition, ein Loch im Ohrläppchen mittels eines Gewichts um bis 15 Zentimeter in die Länge zu ziehen, stirbt mit dieser Generation aus. Die Jugend huldigt schon lange anderen Idealen.
Auch für die Rückfahrt nach Melak nehmen wir wieder ein Speedboat. Am Anleger für die Schnellboote von Pelabuan, 40 Kilometer westlich von Melak, wartet Sarkanis Freund wieder auf uns. Heute Abend will er für uns kochen und lädt uns zu sich und seiner Familie zum Essen ein. Es gibt Hühnersuppe, Flusskrabben mit Ananas und süß-saures Hühnchen. Gegessen wird wie überall üblich auf dem Boden sitzend.
Unterkunft:
Hotel Mahakam Asri
Jl. Pattimura, Melak Ulu, Melak, West Kutai Regency, East Kalimantan 75775, Indonesien
Guide:
Sarkani Gambi