Gut geschützt von einem Moskitonetz übernachten wir auf einer bequemen Matratze auf dem Deck des Klotok. Eine Nacht auf dem Fluss mitten im Dschungel. Mit dem Morgengrauen erwacht auch die Natur um uns herum: In der Ferne heulen Orang-Utans, Zikaden geben ein erstes Konzert. Aufstehen um sechs Uhr in der früh ist da etwas ganz natürliches. Ein Mandi unter Deck mit Wasser aus dem „schwarzen Fluss“ ist durchaus erfrischend. Nur zum Zähneputzen bevorzugen wir dann doch das Wasser aus der Flasche. Mit den ersten Sonnenstrahlen wird das Frühstück serviert. Und dann geht es volle Kraft voraus zum nächsten Camp.
Vom Fluss führt ein bestimmt 500 Meter langer Holzsteg zu den Verwaltungshütten des Pandok Tanggui. Dann geht es noch einmal rund fünfzehn Minuten durch den Dschungel zur Fütterungsplattform. Punkt neun Uhr breiten die Ranger Maiskolben aus und beginnen die Orang Utans zu rufen. Die Antwort kommt aus größerer Entfernung und nähert sich zunächst nicht. Fast eine Stunde bleibt die Plattform leer, bis der erste Affe an einem Baum seitlich von der Lichtung herunterrutscht und vorsichtig zu dem ausgelegten Frühstück klettert. Es sind Mutter und Kind, die jetzt tüchtig zulangen. Kaum haben sie genug, gesellt sich ein halbstarkes Männchen dazu. Es dauert nicht lange und auch der Anführer der Sippe erscheint auf der Bildfläche. Doyok ist 34 Jahre alt und eher gemächlich unterwegs.
Nach einem kurzen Ausflug zu fleischfressenden Pitcher Plants wandern wir zurück zum Boot. Dort wartet bereits ein kleiner Snack auf uns: gekochte Maiskolben. Verhungern muss bei dieser Tour niemand. Auch das Mittagessen ist wieder reichhaltig und ausgesprochen schmackhaft.
Das Wetter ändert sich hier schnell, das haben wir bereits gestern erfahren. Diesmal sitzen wir auf dem trockenen Zwischendeck, als unvermittelt ein heftiges Gewitter losbricht. Der Regen lässt langsam nach, als wir Camp Leakey erreichen. Bereits auf dem Steg wartet der erste Orang Utan. Ein kleines Museum in den Gebäuden der Station erzählt die Geschichte der Gründerin Birute Galdikas und zeigt Stammbäume der hier lebenden Affensippen.
Wieder geht es zu Fuß rund zwanzig Minuten zu einer Fütterungsstelle im Dschungel. Die ausgewilderten Tiere sind weniger scheu als bei den vorherigen Begegnungen. Die Reihenfolge bleibt dieselbe: erst Mutter mit Kind, dann peilt ein Halbstarker die Lage und schließlich entert der örtliche Sippenälteste die Plattform. Lediglich ein frecher Gibbon mischt die Rangordnung auf und stibitzt einige Maiskolben, bevor er zum Fressen blitzschnell den nächsten Baum hochflitzt.
Am Abend hat sich das Gewitter endgültig verzogen. Zusammen mit sechs weiteren Klotoks ankern wir am Steg einer Aufforstungstation. Für den nächsten Programmpunkt ist es noch zu früh. Bootsführer, Assistenten, Guides und Gäste haben sich auf den Bohlen niedergelassen. Einer der Guides spielt die neuesten amerikanischen Popsongs auf der Gitarre. Lagerfeuerromatik zum Sonnenuntergang.
Kurz nach 18 Uhr wird es schnell dunkel. Zeit für eine kleine Nachtwanderung. Ein Ranger begleitet uns. Bevor wir losmarschieren, bewaffnet er sich noch mit einer Machete. Man kann nie wissen. Angeblich gibt es hier Leoparden, sagt Zaky. Gesehen hat unser Guide aber bislang keinen. Dafür entdeckt unser Begleiter auf dem knapp einstündigen Spaziergang einen Baumfrosch, eine Tarantel und eine Art Eichhörnchen. Highlight sind die „Glowing Mushrooms“, die nur in der Regenzeit zu finden sind. Die weißen Pilze leuchten schwach in der Dunkelheit, sobald die Taschenlampen ausgeschaltet werden.
Unterkunft:
Satria Majid Tour
Jl. HM. Idris No. 600 Rt. 12 Rw. 003
Kumai Hulu 74181, Kalimantan Tengah Indonesia