Tags zuvor sind wir mit einem vollbelegten Mini-Van aus Luang Namtha im nördlicher gelegenen Muang Sing angekommen. Dort haben wir noch am Nachmittag eine 2-Tagestour organisiert. Wir wollen einige ethnische Minderheiten im laotischen Teil des Goldenen Dreiecks besuchen – und einen Blick auf die Grenze nach Myanmar werfen, die von Touristen an dieser Stelle derzeit noch nicht passiert werden kann.
Nach dem Frühstück holt uns Thong Khao mit seinem Fahrer ab und wir rumpeln auf einer holprigen Schotterpiste aus der Stadt. Diesmal haben wir einen Mini-Van ganz für uns allein. Kurz hinter der südwestlichen Stadtgrenze halten wir zum ersten Mal. Im Dorf Silisuang leben die Thai Lư̄. Es ist vor allem für seine Nudelmacher bekannt. Aus unerfindlichen Gründen haben die meisten jedoch am heutigen Mittwoch einen Ruhetag eingelegt, der Nudel-Wok dampft heute nur in einer kleinen Manufaktur am Ortsrand. Der Teig aus Wasser und Reismehl wird auf einem rechteckigen Blech verteilt und dann im zum Dampfgarer umfunktionierten Wok gedämpft. Die fertige Nudelplatte kann man am besten mit einer großen Lasagne-Nudel vergleichen. Zum Abkühlen wird sie über einen Balken gehängt oder auf Bambusrosten in der Sonne getrocknet. Mit einer Schere in Streifen geschnitten kann sie kalt oder warm mit einer mehr oder weniger scharfen Chili-Paste verkostet werden.
Weiter geht es auf der „Dancing Street“ 17 B entlang der nördlichen Grenze des Nam Ha Nationalparks. Von den ursprünglichen Urwald-Gebieten außerhalb der Schutzzone ist nicht viel geblieben. Vor allem Bananen-Plantagen und Zuckerrohrfelder säumen die Straße und erstrecken sich bis auf die entfernten Anhöhen, gelegentlich von einer Kautschuk-Plantage unterbrochen.
Auf halber Strecke erreichen wir das Dorf Cha Oub der Akha Jejor. Am diesem späten Vormittag ist nicht viel los. Wohl auch deshalb, weil gestern hier das traditionelle Neujahrsfest der Akha gefeiert wurde. Die einen Tag dauernden Feierlichkeiten sind an kein festes Datum gebunden. Jedes Dorf hat seinen eigenen Termin innerhalb des Neujahrsmonats. Viele Akha-Frauen tragen nicht mehr die typische Tracht. Den mit Silberschmuck verzierten Kopfschmuck haben allerdings viele angelegt. Traditionell scheint auch das eine oder andere bei der Ernährung geprägt zu sein. In einem kleinen Laden an der Hauptstraße liefert ein junger Mann seine Jagdbeute ab: zwei Affen, die er offensichtlich in einer Falle gefangen hat.
Auch der nächste Ort wird von Akha bewohnt. Im Dorf Santhao leben die Akha Phuli – unterscheidbar von ihren Nachbarn im Dorf zuvor am unterschiedlich aufgebauten Kopfputz. In der Schule ist gerade große Pause. Während die Kleinen sich bei der Eisfrau einen Becher mit Sirup auf zerstoßenem Eis kaufen, haben sich die Großen zum Würfelspiel versammelt. Der Einsatz sind 1000 kip (10 Cent) – so viel wie auch das Eis kostet. Auf uns wartet bei einem Freund des Fahrers ein kleiner Imbiss. Es gibt typisch nordlaotische Currys mit Fisch und Gemüse, dazu chinesisches Bier, Tee und natürlich den unvermeidlichen selbstgebrannten Schnaps Lao Lao. Diese Kombination wird uns heute noch öfter begegnen.
Einige Kilometer weiter befindet sich ein Dorf der Thai Lư̄ mit einem Kloster an der Hauptstraße. Drei zunächst ziemlich kamerascheue junge Novizen führen uns zu einer Böschung am Fluss. Zuvor hatten sie sich in der Klosterküche eine Handvoll Klebreis besorgt, mit dem sie nun die Fische füttern.
Weiter geht die Fahrt durch endlose Bananen-Plantagen, die fast ausschließlich von Chinesen betrieben werden. Nach der Blüte werden die sich nun entwickelnden Stauden in Plastiksäcke gehüllt, um die Früchte möglichst unbeschädigt ernten zu können. Die Bananen werden noch grün geerntet und vor Ort gewaschen, abgewogen und in Kisten verpackt. Dann geht es mit dem LKW direkt nach China und von dort in alle Welt.
Gegen 14 Uhr erreichen wir ein weiteres Akha-Dorf. Hier in Jarkhamping wird heute das Neujahrsfest gefeiert. Wie das geht, das können wir jetzt hautnah miterleben. Wir sind noch keine zwei Meter gegangen, da dürfen wir uns schon an einen Tisch zu einigen Jugendlichen setzen. Aus einer an ein Handy angeschlossenen überdimensionalen Box dröhnt laute Technomusik. Die uns bereits vom ersten Imbiss bekannten Currys werden von unserem Guide um weitere Gerichte erweitert. Er packt gebratenes Tofu, Gemüse und Omelette aus den mitgebrachten Bananenblätter-Päckchen. Dazu gibt es chinesisches Bier (Qing Dao Bai Ao Beer) und wieder irgendetwas Selbstgebranntes, diesmal nicht klar sondern honigfarben und in Gläsern mit Eiswürfeln serviert.
Im Dorf geht’s schon um diese Uhrzeit ziemlich rund. Zwei Schießbuden – wahlweise mit Darts oder Luftgewehr – werden besonders frequentiert. Allzu weit kommen wir nicht bei unserem kleinen Dorfrundgang, schon bald werden erneut zu Tisch geben. Dieses Spiel wiedeholt sich noch mehrmals und mit zunehmendem Alkoholpegel schwindet auch die Kamerascheu der Akha-Mädchen.
Der Direktor der örtlichen Schule hat uns zudem als Sprachtrainer für sein reichlich eingerostetes Englisch „entdeckt“ und zerrt uns nun ebenfalls von Hütte zu Hütte. Widerspruch zwecklos. Zum Glück insistiert schließlich unser Guide, da wir noch vor Sonnenuntergang das nur noch 10 Kilometer entfernte Muang Long erreichen müssen.
Bei Dunkelheit wäre eine Fahrt über diese Straße lebensgefährlich…
Unterkunft:
Phou Iu II Bungalow
Ban Singchalern, Sing District (58 Km from Luang Namtha District ), Luang Namtha, Luang Namtha, Laos
https://www.agoda.com/de-de/phou-iu-ii-bungalow/hotel/luang-namtha-la.html
Thatsany Guesthouse
Main road (Route 17), Muang Long