Nach einem weiteren Erholungstag in Bagan wollen wir in die Berge nach Kalaw. Ein Minivan holt uns direkt am Hotel ab, sammelt noch zwei Franzosen aus Nizza, drei Schweizer aus Genf in Neu-Bagan und zwei Einheimische in Nyaung U ein und um halb Neun sind wir wieder on the road. Die Strecke sind wir bereits vor vier Jahren in acht Stunden mit unserem Fahrer Kyaw gefahren. Die Straße soll sich jetzt aber in deutlich besserem Zustand befinden.
Bis zur Abzweigung zu dem bei Bagan-Besuchern beliebten Tagesausflugsziel Mount Popa erwartet uns eine auf Touristen vorbereitete Rennstrecke. Damit die Stunde Fahrzeit zu dem Bergheiligtum nicht zu lang wird, machen viele Busse einen Zwischenstopp an einer der Palmwein-Destillen mit fotogener ochsenbetriebener Öl-Mühle. Das war schon im November 2006 Teil des Programms, nur waren es damals nur zwei oder drei mit jeweils einer kleinen Hütte. Jetzt reihen sich die Anbieter dieser Spezialität wie Perlen an einer Kette, besitzen Busparkplätze und überdachte Freiluftrestaurants für Hundertschaften sowie gut bestückte Verkaufsbuden. Natürlich darf die obligatorische Ölmühle nicht fehlen: rundherum ist genügend Platz für Erinnerungsfotos aus allen Perspektiven. Nur die klobige Tankstelle auf der anderen Straßenseite stört ein wenig. Die war vor neun Jahren noch nicht da. Aber letztlich ist wohl alles eine Frage der richtigen Perspektive.
Wir lassen den Mount Popa links liegen und fahren unterhalb von ihm in Richtung Meiktila. Die Straße ist tatsächlich in besserem Zustand als vor vier Jahren. Gelegentlich bringen Felder mit Sonnenblumen und kleinere Drachenfrucht-Plantagen etwas Abwechslung in die trockene Savanne. In Meiktila sind die beiden einheimischen Passagiere am Ziel. Allzu lange dauert die Freude über das Mehr an Platz im engen Minivan jedoch nicht. Am Ortsende wartet nicht nur ein etwas neuerer Van auf uns, sondern auch vier weitere Fahrgäste. 12 Personen inkl. Fahrer, damit ist der Wagen voll.
Allmählich ändert sich das Landschaftsbild. In der fruchtbaren Ebene um den Ort Thazi wachsen um diese Zeit vor allem Wassermelonen und Chili. Links kommen allmählich die Berge in Sicht und die Straße verläuft entlang der Eisenbahnschienen. Wieder beherrscht eine dürre Savanne die Szenerie. Am Straßenrand tauchen jetzt zahlreiche große Teakholz-Lager auf, die toten Reste der abgeholzten Wälder der vor uns liegenden Bergregion.
Wir passieren Payangazu, einen kleinen Ort über den ein schlanker, stehender Buddha auf einem Hügel wacht. Allmählich wird es hügeliger, Steinbrüche säumen die Straße und wir überqueren ausgetrocknete Flussbetten. Für Abwechslung sorgen die zahlreichen Tankstellen alle paar Kilometer. Vor zwei Jahren waren sie noch eine Rarität und selten zu finden. Bunte Farbtupfer in der staubig-grauen Landschaft: Myawaddy, Green Luck, Asia Energy, SBP Oil und einige mit für uns nicht zu entziffernden Namen in der hiesigen Schrift.
Im Schatten der Bergketten links und rechts geht es jetzt etwas kurviger langsam bergauf. Die Straße ist deutlich besser als vor vier Jahren, zweispurig, teilweise etwas holprig aber ohne große Schlaglöcher. Von den ursprünglichen Wäldern der Gegend war schon damals nicht mehr viel übrig. Kein einziger großer Teakholz Baum ist mehr zu sehen. Das soll sich in Zukunft wieder ändern. Junge Teak-Bäume prägen das Bild.
Hinter Yin Mar Bin folgen weitere Teakholz Aufforstungen und wir gewinnen langsam an Höhe. Es wird grüner. Nur um den Ort Pyinyaung bedeckt der weiße Staub der Kalksteinbrüche Straße und Vegetation. Allmählich verengt sich das Tal und der Fluss neben uns ist zumindest ein dünnes Rinnsal.
Noch 45 Straßenkilometer bis Kalaw und die Straße wird immer kurviger, dann nach einer Baustelle nur noch 1,5 spurig und deutlich holpriger als zuvor. Fünf Kilometer vor dem steilsten Streckenabschnitt mit Serpentinen legt unser Fahrer noch einen längeren Stopp ein. An der Raststätte das gewohnte Bild aus Myanmars Bergen: Gartenschläuche liegen bereit, um Kühler und Bremsen zu kühlen. Aus den Felgen des Busses neben uns zischt und qualmt es, als das Wasser hineinspritzt. Er kommt offensichtlich aus Kalaw und hat bergab hinter sich, was bergauf noch vor uns liegt.
Weiter am Fluss entlang geht es vorbei an Reisterrassen und Bananen Plantagen. Erste Fachwerkhäuser kommen in Sicht, die typische Architektur dieser Gegend. Und immer wieder Buchten und Plätze mit Wasserschläuchen zum Kühlen der Bremsen. Oft riecht es beim Vorbeifahren nach verbrannten Bremsbelägen. Einige Kühlstationen später ist es dann soweit. In engen Serpentinen schraubt sich der Minivan den Berg hinauf. Nur einmal halten wir kurz an. Ein Anhalter ist der Grund. Das Geld hätte unser Fahrer sicher gern verdient, aber der Wagen ist voll. Er deutet auf das Wagendach mit den Rucksäcken. Da wäre noch Platz. Das scheint dem potentiellen zusätzlichen Passagier aber doch nicht so ganz geheuer. So stabil wie die Dachkonstruktionen der Sammel-PickUpS (Songthew) ist der Gepäckträger des Minivan nicht. Nach kurzer Diskussion fahren wir schließlich ohne einen weiteren Mitfahrer weiter den Berg hinauf.
Die Aussicht zurück ins Tal ist beeindruckend. In den höheren Regionen schneidet sich das Asphaltband der Straße durch grüne Wälder und in der Ferne erkennt man den letzten großen Parkplatz mit der Möglichkeit zum Kühlen der Bremsen. Dort steigt gerade eine riesige weiße Qualmwolke auf. Da hat wohl jemand nicht nur die Reifen sondern auch den heiß gelaufenen Motor unter Wasser gesetzt.
Schließlich überqueren wir die höchste Stelle der Strecke und vor uns liegt Kalaw. Nach rund 270 Kilometern haben wir das Bergdorf deutlich schneller als beim letzten Mal erreicht. Die reine Fahrzeit betrug nur sechseinhalb Stunden. Wir haben noch genug Zeit, ein kuscheliges Quartier für die Nacht zu finden. Nach der Hitze der Savanne rund um Bagan ist es hier oben in den Bergen nämlich deutlich kühler. Nachts kann die Temperatur schon mal auf den Gefrierpunkt sinken und nicht jedes Hotel oder Guest House bietet Zimmer mit einer Klimaanlage, die hier zum Wärmen dient. Bereits der vierte Anlauf bringt die gewünschte Kombination aus Komfort und akzeptablem Preis.
Anschließend suchen wir uns noch ein typisches Lokal mit den typischen kulinarischen Spezialitäten dieser Gegend: Shan-Nudelsuppe – wahlweise mit Huhn oder Schweinefleisch – oder Hot Clay Pot, wobei hot hier einmal nicht für scharf sondern eine dampfend heiße Suppe mit reichhaltigen Einlagen steht.
Unterkunft:
Pine Breeze Hotel
No.174,Quarter,Thittaw Street , Kalaw, Kalaw, Myanmar