Bagan ist zu touristisch? Mrauk U zu umständlich zu erreichen? Dann wartet eine dritte antike Stadt in Myanmar darauf, entdeckt zu werden. Die Ausgrabungen von Sri Ksetra haben geschafft, was den beiden anderen Orten bislang verwehrt blieb. Als eine von drei antiken Städten der Pyu wurde sie gemeinsam mit den Ausgrabungsstätten von Hanlin und Beikthano am 25 Juni 2014 von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen. Das Areal des ehemaligen Stadtgebiets von Sri Ksetra umfasst 1.477 Hektar. Die Pyu-Ära dauerte vom 1. – 9.Jhdt.. Ihr folgte im 9. Jhdt. die Bagan-Ära.
Unsere Tour durch das östlich von Pyay liegende Ausgrabungsgebiet starten wir mit einem Besuch der Paya Gyi Stupa (Große Pagode). Sie wurde im 6. – 7. Jhdt errichtet und gilt mit ihrer Form als Vorbild für die unzähligen buddhistische Zedis des Landes.
Das Nagatunt Tor (Tor des sich windenden Drachen) befindet sich im Nordwesten von Sri Ksetra. Wer hier festes, hohes Mauerwerk erwartet, wird enttäuscht sein. Zu sehen sind nur relativ unspektakuläre Wälle und wenige bereits ausgegrabene Reste der alten Stadtmauer samt Durchbruch. Letzterer ist eines von neun der bislang ausgegrabenen Stadttore. Während der britischen Kolonialzeit dienten Teile der Ziegelmauer als Fundament für die Straße von Pyay nach Pauckkhaung.
Nicht weit von diesem Tor entfernt befindet sich die Payamar Stupa. Das Fundament besteht aus drei sechszehneckigen Terrassen, gefolgt von einer runden vierten, auf der sich die glockenförmige Stupa erhebt. Der rund 45 Meter hohe Bau zählt zu den ältesten Zedis von Myanmar und entstand unter der Herrschaft von König Duttabaung in der mittleren Pyu-Periode (4. – 7. Jhdt.).
Wir folgen dem sandigen Feldweg zum Nat Pauk (Geister-Tor) im Norden von Sri Ksetra, das ebenfalls auf das 4. – 7. Jhdt. datiert wird. Von den Außenmauern des Durchgangs wurde nur die östliche freigelegt. Die 2009 – 2010 ausgegrabene Ziegelkonstruktion erstreckt sich über eine Länge von 30,6 m bei einer Breite von 11,3 m und einer Höhe von 4 m. Von der gegenüberliegenden Mauer ist nichts zu sehen. Sie dient noch immer als Fundament der Straße zum Dorf Hmawza.
Hier trifft man kurz darauf auf HMA-46, das Ergebnis einer eine Ausgrabung, die ebenfalls vor rund 5 Jahren abgeschlossen wurde. Bei der wuchtigen 17,3 m langen, 7 m breiten und 2,6 m hohen Ziegelkonstruktion handelt es sich um Reste der östlichen Palastmauer samt Eingang. Bemerkenswert sind die bei der Freilegung gefundenen Eisennägel, mit denen der Bau weniger statisch als vielmehr spirituell befestigt wurde. Sie sollen das Eindringen böser Elemente in das Gebäude verhindern. Die bis zu einen Meter langen eisernen Nägel fand man bislang nur in Sri Ksetra und sonst keiner anderen Stadt der Pyu-Ära.
Das Rahanda-Tor befindet sich im Südwesten der Stadt. Die freigelegten Reste der Stadtmauer erstrecken sich hier über eine Länge von 76,2 m. Nicht weit davon entfernt steht der Rahanda-Tempel, der bereits 1963 restauriert wurde. Statt des üblichen einen Eingangs führen gleich drei in das Heiligtum. Darin befindet sich auf der vierten Seite ein Originalrelief aus der damaligen Zeit mit acht sitzenden Buddhas, von denen sieben noch erhalten sind.
Über den gegenüberliegenden, ganzjährig mit Wasser gefüllten Rahanda-Teich blickt man bereits auf das nächste Bauwerk. Die imposante Bawbawgyi Stupa gehört zu den Highlights des Areals und wurde bereits 1907 freigelegt und immer wieder ausgebessert. Der zylindrische Korpus ist rund 50 Meter hoch und gehört zu den neun Stupas, deren Entstehung der Regierungszeit von Duttabaung zugeschrieben werden. Ihre Form erinnert an eine überdimensionale chinesische Teedose samt Deckel.
Weiter südlich befindet sich der Lemyatnha Tempel mit einer Länge und Breite von je 7 m und einer Höhe von 6 m. Der quadratische Tempel hat vier Eingänge, hinter denen sich in die jeweilige Himmelsrichtung blickende Buddha-Reliefs befinden. Er wurde in der späten Pyu-Periode im 7. – 9. Jhdt. erbaut.
Ein weiteres Zeugnis der untergegangen Kultur der Pyu ist der Friedhofs der Königin Beikthano. Bei Bei der Ausgrabung handelt es sich um sechs fast meterhohe Urnen aus übereinandergestellten Sandsteinringen. Um sie vor Beschädigung zu schützen, wurden sie wieder bis an die Oberkante eingegraben.
Von der Mathigya-Stupa ist nur das Fundament und die unteren Terrassen geblieben. Interessant daran: die Ziegel sind mal senkrecht, auf der nächsten Ebene dann wieder waagrecht verbaut worden. Derzeit finden hier weitere Ausgrabungen zur Freilegung tieferer Ebenen des Fundaments statt.
Das Pho Khaung Steinrelief (1,93m x 1,83 m x 0,23 m) stammt aus der mittleren Pyu-Periode (5. – 7. Jhdt.). Es kann in einer kleinen Hütte auf dem Gelände innerhalb der Stadtmauern besichtigt werden.
Auf dem Weg zur nächsten Ausgrabung kommen wir durch das kleine Bauerndorf Tauhglonnyo. Hier sind gerade alle mit der Rettich-Ernte beschäftigt.
Hinter dem Dorf führt ein Trampelpfad zum östlichen Zegu-Tempel aus der Post-Pyu-Periode (13. Jhdt.). An einer Stelle der Außenwand des restaurierten Gebäudes findet man noch Reste der reliefartigen Verputzung des Ziegelbaus. Vom westlichen Zegu stehen dagegen nur noch die Grundmauern.
Die Entstehung des Bebe Tempels wird ebenfalls der Zeit nach dem Ende der Pyu-Ära zugeordnet. Seine Form weist deutlich die Charakteristika verwandter Gebäude aus der Blütezeit von Bagan auf. In seinem Inneren befindet sich ein restauriertes Buddha-Relief, das jedoch deutlich älter als der Tempel ist und noch aus der Pyu-Zeit stammt.
Ein weiterer überdachter Ausgrabungsort ist HMA-53. Dabei handelt es sich um eine Art Urnenfriedhof. Die zerbrochenen Tongefäße sind noch vor Ort verblieben, Grabbeigaben und andere hier gefundene Gegenstände haben den Weg ins Museum gefunden.
Letzte Station der Besichtigung des antiken Sri Ksetra ist das Lulinkyaw Tor (Staddttor des jungen Mannes gegenüber). Auch hier sind größere Teile der Ziegelmauer freigelegt und restauriert worden. Sie geben einen guten Eindruck von der Architektur dieser lange untergegangenen Kultur.
Kurz vor Sonnenuntergang sind wir wieder zurück in der Stadt und besuchen die Shwe Sandaw Pagode. Wir sparen uns den Weg zur Plattform über die vielen Stufen nach oben und leisten uns für 3.000 Kyat eine Fahrt mit dem Aufzug. Wir kommen gerade rechtzeitig, um die goldene Stupa mit den vielen kleinen Nebengebäuden im warmen Abendlicht zu erleben – einschließlich eines Blicks auf den vor dem Hügel emporragenden 10stöckigen Sehtatghy Buddha.
Unterkunft:
Lucky Dragon Hotel
No.772, Strand Road, Sandaw Quarter, Pyay, Myanmar