Einmal Zugfahren in Vietnam, das war das Ziel. Der Express von Ha Noi nach Ho Chi Minh Stadt nimmt uns in Da Nang an Bord. Die Abteile sind zwar nicht mehr ganz taufrisch, aber bequemer als im vollen Bus. Während der Fahrt holpern mehrmals Essensverkäufer durch den Gang. Mal gibt es ein Reisgericht in der Bananenschale, mal Fleischspieße und Hühnerbeine mit Gemüse und Reis. Und wer sich seine Suppe selber zubereiten will, findet am Ende jeden Abteils einen Boiler mit jederzeit heißem Wasser für die schnelle Pho zwischendurch.
Es sind vor allem Einheimische, die diese Art der Fortbewegung auf langen Strecken bevorzugen. Touristen ist selbst die bessere Abteilklasse zu primitiv. Die sanitären Anlagen sind gewöhnungsbedürftig. Aber es geht vergleichsweise schneller als mit dem Bus. Die Strecke von Da Nang bis zum Bahnhof in der Nähe von Quy Nhon hat nur einen Zwischenstopp. Nach rund fünf Stunden sind wir am Ziel.
Abends treffen wir in einem Fischrestaurant an der Uferpromenade von Quy Nhon den Polen Simon. Er lebt seit einiger Zeit in Vietnam und arbeitet hier seit einer Woche als Englischlehrer an einer Privatschule. Dafür ist er zwar nicht ausgebildet, aber sein Englisch ist besser als das der meisten einheimischen Lehrer, wie er glaubhaft versichert. Mit einem Stundenlohn von 10 Dollar verdient er zwar weniger als die ausländischen Top-Lehrer, die bis zu 35 Dollar die Stunde für ihre Dienste verlangen können, aber für ein bescheidenes Leben mit eigener Wohnung reicht es. Die ist für umgerechnet einen Tag Arbeit finanziert – wo in Europa geht das noch. Und für die Steuern ist nach seinen Angaben der Arbeitgeber zuständig, der in vielen Fällen diese aber einfach unterschlägt bzw. mit anderen Geschäften verschleiert. Ausländer haben es hier nicht sonderlich schwer, eher sogar besser als die Einheimischen. Ein Englischlehrer mit seinen Fähigkeiten verdient nur etwas mehr als die Hälfte, wenn er hier geboren ist. Am Problem mit der Aussprache des Buchstaben „R“ und dem Verschlucken einiger weiterer kann das wohl kaum liegen. Auffällig ist jedenfalls, dass hierzulande deutlich weniger Menschen ein verständliches Englisch sprechen, als beispielsweise in Burma / Myanmar, das nur von einen Bruchteil der Touristen besucht wird.
Eine Überraschung anderer Art erwartet uns im Hotel. Der Internetzugang funktioniert zwar wie gewohnt, der tägliche Blog-Eintrag ist schnell geschrieben und hochgeladen. Nur der Zugriff auf facebook ist vom hiesigen Provider unterbunden. Das ist der Nachteil der schönen neuen Welt monopolisierender sozialer Netze. Hier genügt ein „kleiner Einschnitt“, um den Zugang zu verwehren. Das Internet an sich lässt sich in seiner Vielfalt von Inhalten und Zugangsmöglichkeiten nur schwer zensieren, einzelne Angebote dagegen kinderleicht.
Übernachtung:
Saigon Quy Nhon Hotel
24 Nguyen Hue St, Qui Nhon City