Nach dem üppigsten Frühstück, das in Myanmar in einem Guesthouse zu bekommen ist, starten wir zu einem Abstecher in die Bergregion östlich von Taungoo. Erstes Ziel ist Myat Saw Nyi Naung, eine Tempelanlage mit angrenzendem Kloster einige Kilometer außerhalb der Stadt.
In einem Teich befinden sich zwei außergewöhnliche Tempel. Der eine in Form eines goldenen Schiffes erinnert an die Prozessionsboote, die anlässlich der Tempelfeste auf dem Inle-See zum Einsatz kommen. Die eigentliche Überraschung wartet im Inneren der beiden Tempel. In jedem bedecken 5.000 Mönchsfiguren die Wände vom Boden bis unter die Decke. Das weckt Erinnerungen an die Thanboddhay Pagode in Monywa. Dort waren es allerdings 582.357 kleine Buddha-Statuen und -Bildnisse, die innen und teils auch außen die Wände zierten.
Nach einer kleinen Stärkung in einer Teestube am Wegesrand mit frischen gefüllten Krapfen nimmt Kyaw den Abzweig in die Berge. Schon bald erreichen wir den Kontrollposten, hinter dem die Kayin-Region beginnt. Das Gebiet war bis August 2014 noch für Ausländer gesperrt. Mittlerweile herrscht Friede zwischen den Karen-Rebellen und den Regierungstruppen. Für die Weiterfahrt genügt die Vorlage des Reisepasses mit gültigem Visum.
Anderthalb Stunden später erreichen wir den Bergort Than Daung Gyi. 1996, vor fast zwanzig Jahren, war er vom Tourismusministerium zu einem der wichtigsten neuen Reiseziele des Landes gekürt worden. Mit seinem milden, kühlen Bergklima ist er ein idealer Rückzugsort vom Trubel der Städte und der Hitze der Ebenen. Hotels wurden geplant, großzügig Grundstücke gekauft und die Bauten begonnen. Kurze Zeit später war die Hoffnung auf einen neuen Touristenmagneten schon wieder geplatzt. Die Kämpfe mit den Karen (Kayin) flammten auf, das Gebiet wurde für Ausländer gesperrt. Than Daung Gyi fiel in einen Dornröschenschlaf. Die Investoren der wenigen bereits fertiggestellten Hotels verließ die Hoffnung und die Gebäude begannen zu verfallen.
Das könnte sich jetzt ändern. Aber ganz langsam. Die ersten Unterkünfte mit Zulassung zur Beherbergung von Ausländern gab es bereits nach der Öffnung, mittlerweile sogar einige Restaurants. Letztere sehr zur Überraschung von Kyaw, der den Ort zuletzt vor über einem Jahr besucht hatte. Damals war man noch darauf angewiesen, von den Betreibern des jeweiligen Guest House bekocht zu werden.
Für wirkliche Attraktionen ist der verschlafene Bergort eigentlich nicht bekannt. Tempel und Pagoden sind rar bzw. unspektakulär. Aber diese Region weist eine Besonderheit auf: 80 Prozent der Einwohner sind Christen, meist Baptisten. Da wundert es nicht, dass der Gipfel des höchsten Berges der Gegend nicht wie üblich mit einer goldenen Pagode sondern einem überdimensionalen Kreuz samt Kapelle gekrönt wird. Bweh He Kho ist eine Art Mount Popa von und für Christen. 374 Stufen führen auf den Gipfel des Bergs Naw Bu Baw. Entlang der Treppe befinden sich noch weitere kleine Kapellen, die von einheimischen Familien gestiftet wurden. Das Gipfelkreuz ist gleichzeitig der Glockenturm einer Kapelle, die auf der bootsförmig zubetonierten Bergspitze errichtet wurde. Nachts ist es beleuchtet und strahlt weiß vom Berg.
Mittlerweile ist es dunkel geworden. Aus der Ferne sind Kirchenlieder zu hören. Die Gospelsänger wecken weitere Erinnerungen bei uns. Diesmal an unsere Reise vom letzten Jahr, genauer: die Etappe durch das Toraraja-Land auf Sulawesi. Auch hier hatten christliche Missionare mit Hilfe von Kirchenliedern bei den sangesfreudigen Einheimischen offene Ohren gefunden. So entstand im überwiegend muslimisch geprägten Indonesien eine christliche Insel. Genau wie hier, bei der ursprünglich buddhistisch, animistischen Bevölkerung, war offensichtlich das Gesangbuch der Schlüssel zum Erfolg.
Unterkunft:
iWish B&B
No.1/117, Main Street, Than Daung Gyi, Kayin Stae, Myanmar