Alle fünf Tage platzt der Markt von Nyaungshwe schier aus allen Nähten. Zu den Händlern vor Ort gesellen sich zahlreiche Bauern aus der Umgebung, die ihre frischen Produkte auf Matten in den Gängen ausgebreitet haben: Gemüse von den schwimmenden Gärten, fangfrischer Fisch aus dem Inle Lake und sogar Ameisen als Gaumenkitzler für Hartgesottene. Mittendrin einige Garküchen, die die für diese Gegend typische Gerichte zubereiten. Dabei wird brauner Reis mit Schweinefleisch, Fisch oder Gemüse verknetet und in Bananenblättern verpackt und gegart. Ebenfalls sehr beliebt sind Shan-Nudeln, verwandt mit dem thailändischen Pad Thai.
Shan-Nudeln
Zutaten:
Reis-Nudeln (aus Hochlandreis, der klebriger ist als der Reis aus dem Delta), Erdnussöl (mit etwas Chilipulver angereichert), gehackte und geröstete Erdnüsse, etwas Chili-Pulver (frisch gemahlen und in Erdnussöl leicht angeröstet), einen Teelöffel mit heißem Wasser überbrühter gehackter Knoblauch, etwas helle Sojasoße (salzig), ein paar Tropfen dunkle Sojasoße, etwas Salz, eine Prise Sacot [möglicherweise Piment] und Bacot [Sternanis], Chan-Koreander, Frühlingszwiebeln, Gemüse (kleine Senfblätter), Tomatensoße, gekochtes Hühnercurry (ohne Currypulver, nur gewürfeltes Hühnerfleisch, Knoblauch, Zwiebeln, Chili, Tomate), ggf. etwas Hühnerbrühe.Zubereitung:
Getrocknete Nudeln eine Stunde in Wasser einweichen, dann 30 Sekunden bis 1 Minute kurz in kochendem Wasser schwenken. Dann in eine Schüssel geben und mit den anderen Zutaten vermischen. Gibt man etwas Hühnerbrühe hinzu, erhält man eine Shan-Nudelsuppe. Ansonsten ergibt es einen Shan-Nudelsalat.
Auf dem Weg zu einem oberhalb von von Nyaungshwe gelegenen Weingut fahren wir durch weite Zuckerrohrfelder. Jetzt ist Erntezeit. Die Verarbeitung erfolgt direkt vor Ort. Dabei werden die Halme direkt über dem Boden abgeschnitten und die oberen Blätter an Ort und Stelle entfernt. Die so geschnittenen Rohre werden dann in einer Hütte mitten auf dem Feld durch eine Presse geschoben, um den Zuckersaft zu gewinnen. Die dabei als Abfall zurückbleibenden geschredderten Fasern werden anschließend getrocknet und weiter verwendet. Sie befeuern die dampfenden Kessel, in denen das Zuckerwasser schrittweise weiter konzentriert wird. Anschließend wird es dann in Fässer abgefüllt und in eine Zuckerfabrik gebracht, wo es durch Kristallisation und Raffination zu Rohrzucker verarbeitet wird.
Ein paar Kilometer weiter den Berg rauf fahren wir durch das Tor zum Weingut. Weinprobe in Myanmar, das klingt interessant. Das „Red Mountain Estate“ wurde vor rund 10 Jahren von einheimischen Unternehmern begründet, die Weinstöcke stammen aus Frankreich, Spanien und Israel, die technische Ausstattung aus Italien und ein französischer Önologe garantiert für den optimalen Einsatz der Betriebsmittel. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches.
Beim Rundgang durch die Anlage tauchen aber doch einige Zweifel an Sinn und Zweck und vor allem Erfolg dieses aus dem Boden gestampften Weinguts auf. Die leeren Flaschen werden palettenweise direkt aus Frankreich importiert – so steht es zumindest auf den Versandaufklebern. Erstaunlich, da die heimische Glasindustrie sehr wohl Bierflaschen produzieren kann, die den Vergleich zu ihren internationalen Geschwistern nicht scheuen brauchen. Der Weinkeller entpuppt sich schließlich als ebenerdig angelegtes Tunnelgewölbe, das ein wenig mit Erde bedeckt wurde anstatt es in den Berg zu graben. Um dennoch die gewünschte konstante Kühle zu erhalten, muss folglich ständig eine Klimaanlage rattern. Auch im Weinberg offenbart ein zweiter Blick den tatsächlich nötigen Aufwand. Obwohl es vor zwei Tagen noch geregnet hat, müssen die Rebstöcke künstlich bewässert werden. Das hat seinen Preis. Der Ertrag der insgesamt rund 80 Hektar füllte 2008 rund 80.000 Flaschen. 2010 wurde die Marke von 100.000 erreicht. Noch sind allein einheimische Hotels die Abnehmer der nicht ganz billigen Tropfen, aber man plant bereits den Export nach Japan.
Einen einheimischen Markt jenseits der Touristenhotels wird man kaum erreichen: eine Flasche Sauvignon Blanc gibt es für 10.000 Kyat (10 €), für den 2009er Chardonnay veranschlagen die Produzenten stolze 27.000 Kyat (27 €). Zum Vergleich: eine Sportlehrerin mit zwei Universitätsdiplomen verdient monatlich 48.000 Kyat (48 €). Da kann man wohl wirklich nur auf den Export hoffen. Die Qualität rechtfertigt den geforderten Preis allerdings nicht. Ausgerechnet der „günstigere“ Sauvignon Blanc ist recht annehmbar, für den Chardonnay würden wir daheim maximal 4 Euro beim Discounter zahlen wollen. Irgendwie hinterlässt das Weingut einen faden Nachgeschmack. Da hat wohl jemand mit genügend Geld versucht, sich einen Traum vom eigenen Weingut zu erfüllen. Anders als bei der in den ersten Produktionsphasen nachhaltigen Zuckerproduktion ist die Weinproduktion an diesem Ort jedoch mit nicht unerheblichem Energieaufwand verbunden. Ob das jemals wirtschaftlich erfolgreich sein kann?
Zufällig erfahren wir, dass die Eigentümer dieses Weinguts vor 10 Jahren bereits ein anderes Agrarprojekt am Inle Lake versuchten – und scheiterten. Traditionell boten unzählige schwimmende Gärten am linken Ufer des Kanals von Nyaungshwe nicht nur einen idyllischen Anblick sondern auch ein vielfältiges Gemüseangebot. Dann versuchte man dem See Land abzuringen, indem Kanäle ausgebaggert und das ausgehobene Erdreich zu künstlichen Feldern aufgehäuft wurde. Das ging schief. Schwimmende Gärten müssen nicht bewässert werden, das neu gewonnene Land schon…
Am Abend versöhnt uns ein Essen im Restaurant des View Point Hotels. In der Shan Novelle Cusine View Point wird die traditionelle Küche mit westlichen Einflüssen vortrefflich kombiniert. Besonders empfehlenswert sind die Tapas, zum Beispiel: “Inle Lake Shrimp Fry Patties”, “Chicken Satay with Ginger and Sesame” und “Crispy Fish Loach fry with Lemon Soya Sauce”. Bei den Hauptgerichten besinnt man sich auf die Vorteile des Slow Cooking und serviert unter anderem “Braised Beef with Rice Wine, Tomato and Mint”. Das hat natürlich auch seinen Preis. Mit 30.000 Kyat / 30 € für Vorspeisen und Hauptgerichte inkl. Getränke für drei Personen zahlen wir zwar fast das Dreifache wie in einem „normalen“ Restaurant, aber die Qualität dieses kulinarischen Erlebnisses rechtfertigt das zu 100 Prozent.
Das Dessert gibt es dann ein paar Blocks weiter im „Inle Pancake Kingdom“. Die mit frischen Erdbeeren, Ananas und Schokolade reichlich belegten / gefüllten Crepes gibt es hier für 2.500 Kyat pro Stück. Das kleine Lokal bietet seinen Gästen sogar einen kostenlosen WiFi Zugang. Doch auf einen schnellen Zugriff ins Internet darf man nicht hoffen. Wie überhaupt die Geschwindigkeit zum Surfen immer weiter abnahm, je nördlicher wir reisten. Ein Einheimischer kannte den Grund: „Wir haben hier sogar seit 10 Jahren Glasfaser. Das wird aber nur vom Militär genutzt, das im Übrigen 99 Prozent der Internetkapazitäten nutzt. Für die Bevölkerung bleibt dann halt nur 1 Prozent. Dafür darf sie dann aber auch 500 Prozent bezahlen…“ Es sind kleine Schritte, mit denen sich dieses Land der Zukunft öffnet. Vor fünf Jahren war der Zugang zum Internet nur in einem Luxushotel wie dem „The Strand“ in Yangon möglich…
Übernachtung:
Teakwood Guesthouse
Nyaungshwe